Lokalkoloratur

Heute wird ein Mann der Mitte verabschiedet. Einer der in jeder Beziehung an diesen höchst langweiligen Platz der politischen Geographie gehört: Peter Reichel. Der Leiter des Bezirksamtes Mitte geht heute in den Ruhestand. Morgen wird er zwar noch bezahlt, arbeiten aber muß er nicht mehr richtig, höchstens Sachen packen. Mit Reichel sagt ein getreuer Erfüllungsgehilfe der Hardcore-Sozialdemokraten um Eugen Wagner ade. Immer gesprächsbereit, immer moderat: So haben wir Reichel kennengelernt – und immer ohne Skrupel, wenn es um Law-and-order-Politik an der Hafenstraße und anderswo ging. Was folgt auf Reichel? Wohl eine neue SPD-Marionette am langen Band des Mitte-beherrschenden Bausenators – aber wohl mit deutlich weniger Unterhaltungswert. Der Neue heißt Rolf Miller und ist ein Sonderangebot aus der politischen Grabbelkiste. Eigentlich sollte Siegfried Bars – rechtsdrehender Fraktionschef der Sozis in der Bezirksversammlung – Reichel nachfolgen, doch der scheiterte an einem Genossen, der ihm in heimlicher Wahl die Stimme versagte. Da war Miller besser dran, einer, der es in 25jähriger kommunalpolitischer Karriere bis zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden im Bezirksparlament gebracht hatte. Jetzt ist er Chef und hat doch einen über sich. Der heißt nicht Gott, sondern Eugen. oet