Kein Schwein gehabt

■ Viele offene Fragen im PUA Polizei: Wer hat wann was von wem gewußt?

Im parlamentarischen Untersuchungsausschuß (PUA) Polizei belasten sich mittlerweile ranghohe Polizeioffiziere gegenseitig. Gestern wies der leitende Polizeidirektor Hans-Joachim Dittrich Vorwürfe zurück, er habe frühzeitig von Mißhandlungen oder gar Scheinhinrichtungen durch Beamte der Wache Kirchenallee gewußt. Dittrich zu seiner Rolle im Polizeiskandal: „Ich habe erst die Jagdhunde zum Jagen getragen.“

Dittrich gab an, im Dezember 1993 vom sozialpädagogischen Mitarbeiter Rüdiger Bretthauer informiert worden zu sein. Die Hinweise seien aber „so vage“ gewesen, daß er Bretthauer aufgefordert habe, „Roß und Reiter zu nennen“. Bretthauer habe jedoch gemauert, um die „Vertraulichkeitszusage“ nicht zu verletzen.

Dennoch habe er, Dittrich, im März 1994 Polizeichef Heinz Krappen und Direktionschef Richard Peters über die Vorwürfe informiert. Peters habe daraufhin mit dem sogenannten Kronzeugen geredet und herausgefunden, daß an den Gerüchten nichts dran sei. Dittrich: „Wenn ich das Schwein gekannt hätte, hätte ich es geschlachtet.“

Erst im September 1994 habe er die Dimension der Vorwürfe erkannt, als er das sogenannte Bienert-Papier in die Hände bekommen habe, in dem die Konflikttrainer der Landespolizeischule bereits im März 1993 ausländerfeindliche Übergriffe geschildert hatten. Zudem sei ihm bekannt geworden, daß Bretthauer bereits im Juni 1993 den Chef der Bereitschaftspolizei Herrmann mit Infos der Konflikttrainer versorgt hatte: „Warum Bretthauer bis Dezember gebraucht hat, mich zu informieren, weiß ich nicht.“

Bretthauer hingegen hatte in der vorigen Sitzung ausgesagt, er habe Dittrich umfassend informiert – unter anderem über konkrete Tatvorwürfe und Namen der Informanten und Kronzeugen. Dittrich auf Vorhalt: „Diesen Widerspruch kann ich nicht aufklären.“

Nach Redaktionsschluß, standen noch die Vernehmung von Direktionschef Peters sowie der Leitung des Reviers Kirchenallee auf der Tagesordnung. Kai von Appen

Siehe dazu auch Seite 26