Öko-Knatsch um Mega-Halle in Harburg

■ Standortstreit um Arena-Halle: Senator Mirow gegen den Rest der Hamburger Welt

Ein leichter Gang wird's für ihn nicht. Wenn Stadtentwicklungs-Senator Thomas Mirow heute versucht, die Senatskommission für Stadtentwicklung auf den Standort Volkspark für den Bau der geplanten Mehrzweckhalle einzuschwören, darf er mit massiven Widerstand rechnen. Nach Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus, der Harburger Bezirksversammlung, die sich Dienstag einstimmig für den Hallenstandort Harburg aussprach, der GAL und den potentiellen Investoren nimmt auch die Umweltbehörde Partei für Harburg und verurteilt den Standort Volkspark in Bausch und Bogen.

In der Vahrenholt-Behörde befürchtet man, daß die grüne Lunge Volkspark durch die Hallen-Planungen „angeknabbert“ wird. Selbst wenn die Halle in Stadionnähe entstehen sollte: Das Mirow-Konzept ist auf Zuwachs angelegt – Richtung Freizeitpark a la Tivoli. Ohne Grünkahlschlag und „eine erhebliche Erweiterung des Straßennetzes“, so befürchtet die Umweltbehörde, sei das jedoch „nicht denkbar“.

Am Ende, so heißt es in der Stellungnahme der Behörde zu Mirows Arena-Plänen, könnte die „Zerstörung des Gartendenkmals Volkspark Altona“ stehen. Fazit des Positionspapiers: „Der Entzug dieser sozial dringend benötigten Flächen für kommerzielle Zwecke wird nicht zu vermitteln sein.“

Statt dessen soll nach Auffassung der Umweltbehörde der Standort Harburger Bahnhofslinse intensiv geprüft werden. Doch auch dort gibt es Umweltprobleme: Ein Teil des Baugrundes ist mit Chemiegiften verseucht. In einem internen Papier spricht das Bezirksamt Harburg von einem „hohen Wassergefährdungspotential“ durch im Erdreich in „relativ hohen Konzentrationen“ schlummernde Halogen-Kohlenwasserstoffe.

Zudem wurde auf dem bis 1945 als Laugen-Auffangbecken der Norddeutschen Chemischen Fabrik genutzten Terrain Cyanide, Arsen, Blei und zahlreiche andere Umweltgifte entdeckt. Harburgs PolitikerInnen sprechen hinter vorgehaltener Hand längst davon, daß „diese Altlast vermutlich saniert werden muß“. Das aber könnte den Hallenbau um Jahre verzögern.

Die Umweltbehörde wiegelt in ihrer Hallen-Stellungnahme noch ab: Lediglich „leichte Verunreinigungen im Grundwasser“ seien bislang ermittelt worden, „aktuelle Maßnahmen“ seien „nicht erforderlich“. Behördensprecher Kai Fabig hingegen spricht bereits von der „Notwendigkeit weiterer Untersuchungen“, durch die geklärt werden müsse, ob eine langwierige, kostenintensive Sanierung „notwendig“ sei.

Auch aufgrund der bislang ungeklärten Öko-Bilanz beider Standortvarianten wird deshalb immer wahrscheinlicher, daß Mirow auf der heutigen Kommissionssitzung ausgebremst werden wird. Die SenatorInnenriege wird sich kaum auf einen der beiden Hallen-Standorte definitiv festlegen.

Die Stadtentwicklungsbehörde dürfte statt dessen darauf verpflichtet werden, beide Varianten gleichberechtigt prüfen zu lassen – unter rechtlichen, ökonomischen, verkehrspolitischen und ökologischen Bedingungen. Frühestens Anfang 1996 könnte dann die endgültige Standort-Entscheidung fallen.

Marco Carini