Hoffnung für Arbeitslose

■ Beschäftigungsträger suchen nach neuen Wegen - mit privaten Arbeitsvermittlern machen Langzeitarbeitslosen Hoffnung

Ein neuer Stern strahlt am deutschen Arbeitslosenhimmel. „Arbeit nach Maß“ heißt ein privates Arbeitsvermittlungsprogramm nach niederländischem Vorbild. Es widmet sich sogenannten „schwer vermittelbaren“ Arbeitslosen – und verzeichnet in Hamburg-Harburg seit Jahresbeginn bereits beachtliche Erfolge. Jetzt kamen die niederländischen Innovatoren auf Einladung der Grünen nach Bremen – um Bericht zu erstatten und um mögliche Kooperationspartner zu finden. Sie stießen dabei auf reges Interesse.

Rund 50 VertreterInnen verschiedenster Bremer Beschäftigungsträger drängten sich zur Auftaktveranstaltung der Grünen-Diskussionsreihe „ZukunftArbeit“ im Ibis-Hotel. Vor dem Hintergrund drohender Leistungskürzungen für Arbeitslose und SozialhilfeempfängerInnen bei gleichzeitig steigender Arbeitslosigkeit seien neue Integrationskonzepte dringlich, eröffnete die grüne Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck die Tagung – und machte schon gleich nach dem ersten Vortrag politische Zugeständnisse: „Möglicherweise müssen wir generelle Vorbehalte gegen die Privatisierung von Arbeitsvermittlung überdenken.“

Beeindruckende Argumente für diese Erwägung lieferten die Vertreter des holländischen „Maatwerk“. Seit 15 Jahren vermitteln sie in den Niederlanden Ungelernte, Ex-Knackis, Langzeitarbeitslose, Flüchtlinge, Frauen „und andere Minderheiten“, in Lohn und Brot. „Wir glauben, daß es auf die Qualitäten jedes Menschen ankommt“, erklärte Jos Berends den Ansatz seines Maß-Arbeit-Projektes. Für diese Qualitäten des Arbeitslosen suche man dann die passende Arbeitsstelle – „genau anders herum, als es die üblichen Arbeitsvermittler machen.“

Aktivität ist der Trumpf der „Maatwerker“. Sie erweitern ihren Stellenpool nicht über Zeitungsanzeigen, wo der Konkurrenzdruck auf weniger qualifizierte oder auf problematische Arbeitslose ohnehin groß ist. Die Maatwerker ziehen vielmehr selbst auf Stellensuche: „Wo gebaut wird, rufen wir an. Wo wir zu lange im Restaurant auf die Suppe warten, fragen wir nach dem Personalstand“, erklärt Jos Berends. Rund die Hälfte aller Stellen, vor allem in kleinen und mittelständischen Betrieben, würde offiziell nie gemeldet. Dort greife „Maatwerk“ ein und ersetze quasi die Personalabteilung. „Wenn wir mit genau der passenden Person für die lange offene Stelle kommen, dann sagen viele Arbeitgeber: ja.“ Oft auch deshalb, weil „Maatwerk“ für die langfristige Betreuung schwieriger Fälle geradesteht.

Daß dieses Modell auch in Deutschland funktioniert, beweisen die Maatwerker gerade in Hamburg-Harburg. Dort wollen sie in 15 Monaten 300 Langzeitarbeitslose aus der Sozialhilfe in feste Arbeitsstellen vermitteln. „Pro Vermittlung zahlt das Sozialamt 4.000 Mark.“ Ähnliche Verträge seien jetzt auch in Dresden, München und Nordrhein-Westfalen geplant. Ein Problem bleibt: „Unser Personal muß wirklich engagiert sein und an unsere manchmal schwierigen Klienten glauben“, sagt Jos Berends. In Harburg habe das bereits geklappt. Rund 230 Stellen wurden dort in zehn Monaten gefunden und besetzt – zu 69 Prozent mit Männern und zu fast einem Drittel mit Nicht-Deutschen.

In Bremen löste das Maatwerk-Konzept nicht nur Staunen, sondern auch Skepsis aus. „Natürlich fragen wir uns, wenn wir solche Erfolgsquoten nicht erreicht haben, was wir nur all die Jahre falsch gemacht haben“, reagierte Renate Finnie vom Beschäftigungsträger Werkstatt Bremen – um sogleich beruhigt zu werden: Regionale Unterschiede schlagen auch bei Maatwerk zu Buche, versicherte Berends. Im übrigen erntete er vom Bremer Publikum vor allem für seinen positiven „Qualitäts“-Ansatz bei der Vermittlung Zuspruch: „Wir ärgern uns schon lange über den Defizitansatz, mit dem wir die Mängel von Arbeitslosen immer wieder analysieren sollen“, sagt Katja Barloschky vom Verband der Beschäftigungsträger. Allerdings sei es schon Ironie, wenn ausgerechnet ein privater Arbeitsvermittler wie Maatwerk jetzt erreiche, daß die positiven Qualitäten von Klienten endlich stärker berücksichtigt würden. Solange die Arbeitsvermittlung von wirklich interessierten SozialhilfeempfängerInnen durch Private für die übrigen Sozialhilfeempfänger keine Nachteile brächte, sei sie ganz dafür, bekräftigte Barloschky. Gleiches gelte für die leistungsbezogene Finanzierung von Beschäftigungsträgern: „Dafür bin ich schon lange.“

Eva Rhode