Kindertraum wird zum Ernstfall

■ Enrico M. stahl Rettungswagen – und landete am Baum

In einem knallroten Feuerwehrauto sitzen, mit Blaulicht und Martinshorn durch die Stadt brettern – wer kennt ihn nicht, diesen unerfüllten Traum aus der Kindheit. Damals raste man mit Matchbox- Autos gefahrlos duch das eigene Kinderzimmer. Der Ernstfall im Kleinformat. Am Wochenende wurde aus dem Traum Wirklichkeit. Der 20jährige Enrico M. riß sich während eines Rettungseinsatzes der Berliner Feuerwehr den Notarztwagen unter den Nagel und machte sich damit aus dem Staub.

Während die Feuerwehr ihren begonnenen Einsatz mit einem Ersatzfahrzeug fortsetzen mußte, heizte Enrico vom Mariendorfer Damm 33 in Richtung Trabrennbahn Mariendorf. Die abenteuerliche Fahrt endete nach dreieinhalb Kilometern.

Aus war der Traum vom feuerroten Spielmobil für den offenbar betrunkenen Dieb. Die Spritztour endete an einem Baum, nachdem der Wagen vier geparkte Fahrzeuge und ein Schutzgitter gerammt hatte, teilte die Polizei mit. Der leicht verletzte Enrico hinterließ einen Gesamtschaden von etwa 460.000 Mark. Nach der Begutachtung durch einen Psychiater wurde die vorläufige Unterbringung des 20jährigen in der Karl- Bonhoeffer-Klinik angeordnet.

Nach dem Gesetz für psychisch Kranke ist es möglich, eine Person für mindestens 24 Stunden in Gewahrsam zu nehmen, wenn Eigen- oder Fremdgefährdung nicht auszuschließen seien. Ob daraus ein Daueraufenthalt wird, entscheidet heute der Amtsarzt. Dietmar Neuerer