Leere Kirchenkassen, blanke Präsesnerven

■ Es ist amtlich: Die Landeskirche Berlin-Brandenburg baut 1.300 Arbeitsplätze ab – auch durch Kündigungen. Ein Stimmungsbericht von der Landessynode

Unter lebhaften Protesten verabschiedete die Landessynode Berlin-Brandenburg am Samstag abend ihren Haushalt. „Geht hier denn alles den Bach runter? Wir müssen doch die Jugendarbeit ein bißchen mehr unterstützen!“ rief eine Delegierte aus Lichtenberg empört. Finanzdezernentin Renate Hoepner antwortete prompt: „Tut mir leid. Es gibt nirgendwo mehr Geld.“

Immer wieder entlädt sich bei den Synodalen die Spannung. Die 231 Delegierten müssen einen Doppelhaushalt beschließen, der in den beiden kommenden Jahren 70 Millionen Mark einsparen soll. Das bedeutet auch: betriebsbedingte Kündigungen. 1.300 Stellen soll die Landeskirche bis 1998 abbauen. In der Jugendarbeit kürzt sie die Stellen gar um 60 Prozent. Und sie beschließt, die Zahl der Verwaltungsämter von 58 auf rund ein Dutzend zu reduzieren. 200 Kirchenjobs fallen weg.

Nach dem Beschluß verlassen viele Zuschauer resigniert das Johannesstift. „Die können uns doch nicht die Hälfte unserer Kollegen wegnehmen, ohne uns zu sagen, wie wir jetzt die Arbeit schaffen sollen“, erklärt einer von ihnen. Helmut Reihlen, Präses der Synode, gesteht gegenüber der Versammlung „große Fehler“ in der Personalpolitik ein. Man habe lange die Augen vor der Finanznot verschlossen und den Angestellten jahrelang falsche Hoffnungen gemacht. „Jetzt müssen wir jene entlassen, die uns vertraut haben.“

Es sei „sehr belastend“, über die künftige Arbeitslosigkeit von Kollegen zu entscheiden, gibt eine Synodale zu. Doch sie sieht keine Alternative: „Wir können nicht mehr Geld ausgeben, als wir haben.“ Bernd Götsch, Jugendhausleiter in Berlin, ist anderer Meinung: „Ich stimme gegen die Stellenkürzungen. Solange sich die Kirche teure Bauprojekte leistet, gibt es auch genug Geld für die Mitarbeiter.“

Eine Zuhörerin befürchtet, daß die Spardiskussion auch zu einem politischen Rückschritt in der Landeskirche führt. „Der Versuch, das Sparen mit wirklichen Reformen zu verbinden, wurde leider gekippt“, sagt sie. Sie sieht vielmehr in den Synodenbeschlüssen einen Trend zurück zu einer pfarrer- und männerorientierten Kirche.

Eines der wenigen Projekte, das nicht geopfert wurde, ist das Oberlin-Seminar zur Ausbildung evangelischer ErzieherInnen. Die Delegierten sprachen sich dagegen aus, es zu schließen.

Nach der Debatte zieht Finanzdezernentin Höppner ein zwiespältiges Fazit: „Ich bin zwar froh, daß die Kirche endlich die Finanzkrise ernst nimmt. Doch ich bin sehr besorgt über die Folgen, die unsere Sparpläne nach sich ziehen.“ Christoph Schäfer