Gruß von Einstein

■ SC Freiburg und Bayern München relativ zufrieden nach ihrem 0:0

Freiburg (taz) – Die Abteilung Merchandising beim Sport-Club Freiburg hat neben all dem gewöhnlichen Fan-Artikel-Unsinn auch ein kleines Besonderheiten- Sortiment zu bieten. Das T-Shirt mit dem zungestreckenden Albert Einstein etwa ist jetzt schon seit Jahren im Programm, und keß verspricht der alte Herr noch immer: „SC Freiburg – relativ viel Fußball“. In die erste Auflage ist das Hemdchen gegangen, als jeder den Spruch noch als charmante Koketterie gelesen hat und man den FC Bayern mit deftigen Ohrwatschen auf die Heimreise zu schicken pflegte. Inzwischen hat sich einiges relativiert.

Nicht daß die Freiburger gegen den Favoriten auf Sieg und Titel eine schlechte Vorstellung abgeliefert hätten. Im Gegenteil: Wie schon im Pokalspiel gegen Stuttgart haben Volker Finkes Zöglinge auch gegen das Starensemble aus München beachtliche Steherqualitäten bewiesen. „Rundum zufrieden bin ich nicht“, gab sich der Trainer dennoch verhalten grantig, „mit etwas mehr Glück wäre auch ein 3-Punkte-Spiel möglich gewesen.“ Mehr noch als der verpaßte Sieg wurmte den Übungsleiter offensichtlich, daß in Freiburg mittlerweile ein Sieg gegen die Bayern alles, kein Sieg aber fast nichts ist. „Ich bitte dringend“, appellierte Finke nach Spielschluß, „die Erwartungen zu relativieren.“ Das aber scheint leichter gesagt als getan. Die von Finke reklamierte „Last der ersten sieben Wochen, an der die Mannschaft immer noch schleppt“, scheint auch das Gemüt des Umfelds zu bedrücken. Und nachdem die Euphorie der ersten Jahre verflogen ist, gilt auch im „Erlebnispark Dreisamstadion“ (Kotrainer Sarstedt) die Unmutsäußerung nicht mehr als unverletzliches Tabu – durch die Idylle weht ein Hauch von Wirklichkeit.

Bayern-Trainer Trapattoni, dessen Team nur in der ersten halben Stunde beherzt die Offensive gesucht hatte, erschien da wie ein tröstender Engel. Der SC habe „bisher viel Pech gehabt – die Mannschaft ist gut“. Sprach's, lächelte und fügte noch an: „Die Tabelle ist falsch.“ Immerhin: Auf der Suche nach der verlorenen Spielkultur ist man in Freiburg am Samstag wieder ein deutliches Stück vorangekommen. Die Suche der Fans nach der verlorenen Zeit hat angedauert – da ist auch relativ viel Fußball dann schnell zuwenig. Ulrich Fuchs

Bayern München: Kahn - Helmer - Babbel, Kuffour - Basler, Hamann, Matthäus, Witeczek, Ziege - Rizzitelli, Klinsmann (65. Zickler)

Zuschauer: 22.500

SC Freiburg: Schmadtke - Spanring, Heidenreich, Rath - Korell (64. Wagner), Frey, Zeyer (78. Freund), Spies, Sternkopf - Decheiver, Wassmer