Riesen Empfang für Bischof Belo

Über 100.000 Menschen begrüßen den Friedensnobelpreisträger in Ost-Timor. Doch die Staaten der Region halten zu Indonesien. Ost-Timor-Aktivisten haben Einreiseverbot  ■ Aus Bangkok Jutta Lietsch

Es war die größte Demonstration aller Zeiten in Ost-Timor: Über 100.000 Menschen sollen Friedensnobelpreisträger Carlos Belo am Samstag auf dem Flughafen von Dili begrüßt haben. Auf Transparenten forderten sie: „Rührt Bischof Belo nicht an!“ und erklärten: „Bischof Belo gehört zu Ost-Timor“.

Der katholische Geistliche kehrte aus Jakarta zurück, wo er an einem Bischofstreffen teilgenommen hatte – und von Indonesiens Presse und Politikern wegen eines Interviews mit dem Spiegel scharf attackiert worden war. Darin hatte er die indonesische Armee beschuldigt, die Osttimoresen wie „räudige Hunde“ und „Sklaven“ zu behandeln. Vergangenen Dienstag demonstrierten deshalb rund 2.000 Mitglieder der Jugendorganisation der regierenden Golkar-Partei in Jakarta gegen Belo und forderten seine Ausweisung.

Seitdem kam es in Ost-Timor täglich zu Gegenprotesten von Anhängern Belos. Schließlich organisierten Kirchenfunktionäre am Samstag einen friedlichen Marsch zum Flughafen. Das indonesische Militär hat erklärt, es werde nicht eingreifen, solange die Kundgebungen friedlich bleiben. Der Bischof fuhr nach seiner Ankunft mit einem hochrangigen indonesischen Militär direkt zur Kathedrale von Dili.

Im Oktober hatten Bischof Belo und der exilierte Unabhängigkeits- Aktivist José Ramos-Horta den Friedensnobelpreis erhalten. Seitdem hat die Regierung von Indonesien gemerkt, daß sie sich auf ihre Amtskollegen in den Nachbarstaaten verlassen kann: Der philippinische Präsident Ramos verweigert Ramos-Horta die Einreise zum asiatisch-pazifischen Wirtschaftsgipfel (Apec) in der nächsten Woche in Manila. In Malaysia ließ die Regierung vor einer Woche eine Ost-Timor-Konferenz abbrechen, über hundert friedliche TeilnehmerInnen festnehmen – darunter JournalistInnen und drei katholische Bischöfe. Sogar der 80jährige japanischen Bischof wurde nicht verschont. Malaysische TeilnehmerInnen müssen mit einem Prozeß rechnen.

Beide Regierungen begründen ihre Schritte damit, daß sie Indonesiens Präsidenten Suharto nicht verärgern wollen. Außerdem gehöre es zu den Grundregeln der Zusammenarbeit in der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean, sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Mitglieder einzumischen. In Thailand hat die Regierung am Samstag – bis zum Besuch von US-Präsident Bill Clinton am 25. und 26. November – über vierzig Vertretern von Ost- Timor- und Menschenrechtsgruppen die Einreise verboten, um „Störungen zu vermeiden“.

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