Telefónica macht Plus

■ Spaniens Ex-Staatsbetrieb boomt: Für Kleinanleger hat sich Aktienkauf gelohnt

„Der Wert der Kommunikation steigt. Kaufen Sie jetzt!“, kündigte im Herbst 1995 monatelang ein 30 Meter hohes Plakat eine Teilprivatisierung der spanischen Telefongesellschaft Telefónica an. Die spanische Regierung verkaufte zwölf Prozent seiner Telefónica- Aktien. „Vier Prozent Ermäßigung – eine Aktie geschenkt pro 20 gekaufte“, pries die gleiche Anzeige die Verkaufsbedingungen des Drittels der hundert Millionen Wertpapiere an, die für spanische Kleinanleger reserviert blieben.

Die Nachfrage ließ nicht auf sich warten. Eine mit 200 Angestellten besetzte Telefonzentrale informierte rund um die Uhr – gebührenfrei versteht sich. Ende September 1995 standen dann zwei Wochen die drei Großbanken bereit, um die Angebote entgegenzunehmen. Siebenmal mehr Kaufgesuche als angebotene Aktien wurden am Ende der Kampagne am 2. Oktober 1995 registriert. Trotzdem sollte keiner leer ausgehen. 20 Aktien für alle und einen prozentualen Anspruch auf den Rest, lautete die Formel.

Der Kauf hat sich gelohnt. Heute, 13 Monate später, sind die für 1.615 Peseten erstandenen Aktien auf 2.760 Peseten gestiegen – ein Plus von stolzen 71 Prozent. Eine Entwicklung, die absehbar war. Denn Telefónica hat längst nichts mehr mit dem verstaubten Staatsbetrieb von einst zu tun; es ist heute Spaniens wichtigstes multinationales Unternehmen. 25 Millionen Anschlüsse – vom herkömmlichen Telefon über Handys bis hin zum Kabelfernsehen – in einem Gebiet mit 250 Millionen Einwohnern bedient das moderne Kommunikationsunternehmen. 60 Prozent davon entfallen auf Spanien, der Rest auf Rumänien, Portugal und vor allem auf sieben lateinamerikanischen Länder.

1995 brachte das internationale Geschäft 23 Prozent der 1,6 Milliarden Mark Nettogewinn ein. Tendenz steigend, denn der Gewinnzuwachs in Übersee ist um ein Drittel höher als zu Hause. In einzelnen Ländern herrscht regelrechte Goldgräberstimmung. Bei Telefónica de Peru etwa, die mittlerweile selbst an die Wall Street ging, belief sich 1995 die Gewinnzuwachsrate auf 305 Prozent.

Anfang nächsten Jahres wird es ein letztes Mal heißen: „Telefónica bietet Aktien an.“ Da geht es dann um die letzten 20 Prozent, den totalen Ausverkauf. Und wieder sollen die kleinen Anleger besonders bedacht werden. Reiner Wandler, Madrid