Unterm Strich

Reiner Kunze erhält den Weilheimer Literaturpreis 1997. Die Auszeichnung wird von sieben SchülerInnen des Gymnasiums im oberbayerischen Weilheim – der Zentrale des Anti-Rechtschreibreform-Aktivismus unter Leitung des Deutschlehrers Friedrich Denk – verliehen und ist mit 12.000 Mark dotiert. Wie der S. Fischer Verlag mitteilte, wird die Preissumme je zur Hälfte von der Stadt sowie von BürgerInnen und Unternehmen gestiftet. Die jugendliche Jury befaßt sich jeweils mehr als ein halbes Jahr mit über hundert Büchern, bevor sie ihre Wahl trifft. Zu den PreisträgerInnen der vergangenen Jahre gehören Ilse Aichinger und Wolfgang Hildesheimer.

Die Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg wollen den württembergischen Staatstheatern für 1997 nun doch mehr Geld zur Verfügung stellen, als ursprünglich geplant. „Institutionen wie die Staatstheater können nicht erhebliche Kürzungen hinnehmen“, sagte Oberbürgermeister Manfred Rommel in Stuttgart nach der Sitzung des Verwaltungsrats der Staatstheater. Die von der Landesregierung verordneten Einsparungen in Höhe von vier Millionen Mark sollen durch eine ausstehende Forderung des Landes an die Stadt in Höhe von 1,9 Millionen Mark reduziert werden. Der geschäftsführende Direktor der Staatstheater, Hans Tränkle, zeigte sich zufrieden, Ballettchef Reid Anderson, der nach Bekanntgabe der Sparauflagen sogar mit Rücktritt gedroht hatte, freut sich nun, „daß sich offensichtlich etwas bewegt“.

Auch die älteste Tochter des Kölner Volksschauspielers Willi Millowitsch, Katarina Eisenlohr, träumt davon, etwas in Bewegung zu setzen: Sie gründet in Köln ihr eigenes Theater. Die Freien Kammerspiele eröffnen am 7. Dezember mit Goethes „Stella“. Auf dem Programm der Bühne sollen hauptsächlich „literarische Stücke“ stehen. In der ersten Spielzeit will Eisenlohr, die sich aus finanziellen Gründen kein festes Ensemble leistet, außerdem Anton Tschechows „Kirschgarten“ und die Dada-Revue „Franz Müllers Drahtfrühling“ von Kurt Schwitters aufführen.

Massenbewegungen aber lassen sich eher in einem anderen Genre erreichen. 256.760 ZuschauerInnen trabten am letzten Wochenende ins Kino, um den Justizthriller „Die Jury“ (nach dem Bestseller von John Grisham) zu sehen, der damit an der Spitze der deutschen Kinocharts steht, wie Media Control gestern informierte. Vom ersten auf den zweiten Platz fiel hingegen Eddie Murphy als „Verrückter Professor“ mit 227.511 ZuschauerInnen. An dritter Stelle behauptete sich Sherry Hormanns deutsche Vaterschaftskomödie „Irren ist männlich“, den 216.420 KinogängerInnen sahen. Roland Emmerichs „Independence Day“ hingegen wollten in der neunten Woche nur noch 110.172 ZuschauerInnen sehen. Als Neuzugang kam der Actionfilm „Glimmer Man“ von John Gray (100.234 BesucherInnen) auf Rang fünf.