Ein höchst symbolisches Strafmaß

■ Palästinenser fahrlässig getötet. Strafe: Ein halber Pfennig

Berlin (wps/taz) – Ein israelisches Militärgericht hat am Sonntag vier Soldaten für schuldig befunden, einen 18jährigen Palästinenser fahrlässig erschossen zu haben. Die Strafe: Eine Stunde Gefängnis auf Bewährung und eine Geldbuße von einem Agora, umgerechnet ein halber Pfennig.

Die Höhe der Strafe löste allenthalben Stauen aus. Denn die Agora-Münze ist praktisch nicht mehr im Umlauf. In israelischen Geschäften wird sie als Wechselgeld nicht mehr herausgegeben. Palästinensische und israelische Menschenrechtler sehen in dem Urteil eine deutliche Botschaft: Ein palästinensisches Menschenleben ist nicht mehr wert als ein Agora.

Ein Armeesprecher weigerte sich, eine Kopie des Urteils an die Presse zu geben. Der Richter, ein Oberstleutnant, ließ über einen Armeesprecher erklären, er gebe keine Interviews. Der Generalstaatsanwalt der Armee erklärte schließlich am Montagb abend, er werde Berufung gegen das Strafmaß einlegen. Er mußte jedoch einräumen, selbst auf Bewährung plädiert zu haben.

Am Abend des 13. November 1993 hatte eine Undercover-Einheit der Armee zwischen Ramallah und Nablus eine Straßensperre errichtet. Nach Aussagen des Fahrers eröffneten die Soldaten plötzlich das Feuer auf den haltenden Wagen und trafen den 18jährigen Iyad Badran auf dem Beifahrersitz tödlich. Die israelischen Soldaten wollen zuerst in die Luft, und erst, als der Fahrer wenden wollte, gezielt geschossen haben. gb