Konversion rätselhaft

■ Rüstungsfirmen bekamen viel Geld für Umstieg auf Ziviles: Effekte unklar / Warten auf STN, DST, Vulkan

Die Rüstungsfirmen im Lande Bremen haben seit 1992 gut 27 Millionen Mark aus Brüsseler und anderen Fördertöpfen eingestrichen, um ihre Produktion auf zivile Märkte umzustellen. Was das Konversionsprogramm aber gebracht hat, ist schwer einzuschätzen, weil Konjunkturschwäche und Unternehmenspleiten das Bild verzerren. Die Zukunft, für die bis 2001 weitere 24 Millionen Mark aus dem EU-Programm KONVER II ausgegeben werden können, ist angesichts des unsicheren Schicksals wichtiger Firmen wie STN Atlas, DST und dem Vulkan ebenfalls völlig offen. Die Wirtschaftsdeputation beschloß gestern erstmal, bis Frühjahr kommenden Jahres abzuwarten, um dann das Programm zu bewerten und das neue Geld zu verteilen.

„Wenn die Klientel uns in wesentlichen Teilen wegbricht oder neue Eigner eine andere Strategie fahren, dann sollten wir das Geld ja nicht nach Brüssel zurückgeben, sondern andere Schwerpunkte setzen“, sagt der Konversionsbeauftragte des Wirtschaftsressorts, Wolfram Elsner. Zu sehr habe man sich auf Forschung und Entwicklung in den Unternehmen konzentriert, so seine selbstkritische Einschätzung, und die Markteinführung für neue Produkte vernachlässigt. Künftig sollten stärker Ausgründungen aus Rüstungsfirmen oder übergreifende Infrastruktur gefördert werden.

Eines ist jedoch sicher: Viele Arbeitsplätze wurden durch Konversion nicht gesichert. Die wehrtechnisch orientierten Unternehmen – als größte STN Atlas, DST, Dasa, Vulkan, Motorenwerke Bremerhaven, Siemens und Lürssen – haben zwischen Ende 1993 und Ende 1995 jeden fünften Job gestrichen, insgesamt mehr als 3.000. Das geht aus dem Konversionsbericht 1996 hervor, der gestern den Deputierten vorgelegt wurde.

Elsner geht davon aus, daß die Branche bis 1994 konvertierte Arbeitsplätze „gehortet“ hat, weil die Zukunftsperspektiven unklar waren. „Wir haben offenbar einen Zeitgewinn mitfinanziert“, sagt der Professor. Nun sind die Beschaffungsetats der Militärs festgeklopft und die Chancen der zivilen Produkte zeichnen sich klarer ab. Also wissen die Firmen, wieviele Mitarbeiter sie nicht mehr brauchen. Im Durchschnitt waren die geförderten Firmen weiterhin zu einem Drittel rüstungsabhängig. Dieser Anteil ist seit drei Jahren konstant.

Dennoch hat sich die Konversionsförderung für die Firmen offenbar gelohnt: STN Atlas veröffentlichte kürzlich, daß sie aus konversionsgeförderten Projekten allein in 1995 einen Umsatz von 83 Millionen Mark erzielt habe, etwa sechs Prozent des Gesamtumsatzes. Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) bekundete denn auch gestern vor den Wirtschaftsdeputierten seine Bereitschaft, auch mit dem neuen Eigner von STN Atlas, der Rheinmetall, über die Fortsetzung der Konversion zu reden. Der Düsseldorfer Konzern, der am Freitag den Kaufvertrag unterzeichnen will, hat bereits Erfahrungen mit Projekten zum Umstieg auf zivile Produkte. Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, daß die werthaltigsten Betriebsteile von STN nach wie Militärgüter herstellen. Gestern meldete die Firma einen Auftrag in zweistelliger Millionenhöhe für Minenjagdsysteme für die thailändische Marine.

Bei DST liegt die Konversionsförderung auf Eis, seit das Unternehmen im Vergleichsverfahren steckt. Falls es keinen Übernehmer gibt, der die Elektronikfirma im Ganzen erwerben will, sind Ausgründungen einzelner Betriebsteile wie der technischen Fertigung zu erwarten. Für diese neuen Firmen hat der Konversionsbeauftragte Elsner neue Zuschüsse angekündigt, um eine lebensfähige Organisation zu entwickeln. Allerdings wird noch mit zwei potentiellen Übernehmern verhandelt, die die ganze Firma kaufen wollten, sagte DST-Geschäftsführer Hans-Jörg Zobel. jof