■ Vorschlag
: In neuer Unaufdringlichkeit: Jamiroquai in der Treptower Arena

Es gibt ihn also noch, den obersten Büffelmützenträger der Popmusik: Jason Kaye und seine Band Jamiroquai. Coming-out und Blütezeit hatten sie 1993. Damals war die Musik, die Jamiroquai on air gehen ließen, eine rechte Überraschung. Zwar kannte man den Stilmisch aus Jazz, Soul und vor allem Funk schon zur Genüge, auch war der Begriff Acid Jazz schon seinerzeit zu einem Schimpfwort geworden, doch bei Jamiroquai stimmte die Herangehensweise an den Sound: Lebendig hörte sich ihr erstes Album „Emergency On The Planet“ an, nicht bloß plagiatorisch und voller Zitate, sondern frisch und munter wurde hier ein Seventies-Feeling in die Neunziger transportiert.

Jamiroquai nahmen für sich in Anspruch, einen eigenen Vibe zu haben, eine eigene Qualität, die nicht nur tanzbare Funkyness beinhalten sollte – was sie selbstverständlich in ihren Lyrics mit Inhalt fütterten: „Sometimes I think the music is the only hope wie have for revolution“, hieß es auf dem Debüt, und folglich zogen sich durch sämtliche Songs die üblich korrekten, die üblichen Mißstände anprangernden Aussagen, die auch jeder dem Pop sonst völlig abgeneigte Latzhosenträger leuchtenden Auges mit unterschreiben konnte.

Mittlerweile, nach einem verunglückten und wenig beachteten zweiten Album, stehen jedoch auch bei Jamiroquai Rhythmus und Soul im Vordergrund, bestimmt auch bei ihnen die unverfälschte Liebe zur Musik den Takt des Lebens. Wo kräftige politische Aussagen auf allseitige Renitenz treffen, haben sie neuerdings die expliziten Lyrics sachte zurückgeschraubt und daddeln unaufdringlicher als ehedem durch die sozialen Unfährnisse.

„Travelling Without Moving“ heißt das neue Album, das neben dem bewährten funky stuff mit Stevie-Wonder-Spritze sogar einen Jungelisten featured und auch einen Song enthält, der vom Mad Professor kongenial auf ein Reggae-Thema hin abgemixt wurde. Nicht vergessen haben Jamiroquai natürlich ihre Spezialität, das Didgeridoo, ein Instrument versprengter Aborigines, das auf zwei Stücken original und songbestimmend zum Einsatz kommt. Soundtechnisch runder und flexibler geworden, sind Jamiroquai auch weiterhin weit und breit die einzige Band, bei der einem trotz der vielen schlackernden und schlappen Grooves nicht gleich die Kinnlade runterfällt. Gerrit Bartels

Heute abend, 20 Uhr, in der Arena, Eichenstraße 4, Treptow