Schwarzfahrern soll es verstärkt an den Kragen gehen

Für Schwarzfahrer brechen teure Zeiten an. Denn die BVG plant, die Zahl der Kontrolleure in Bussen und U-Bahnen zu erhöhen. Zu teuer kommt die BVG das Schwarzfahren, monierte der Personalrat. Nach seinen Angaben verliert die BVG jährlich Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe, weil der Abschreckungseffekt der Herren und Damen mit der Lizenz zum Kontrollieren nicht groß genug ist. Vor allem im Omnibusbereich sollen verstärkt „Schaffner im Kontrolldienst“ eingesetzt werden. Der Mitteleinstieg an den Bussen soll wieder abgeschafft werden.

Ein- und Aussteigen und damit auch die Fahrzeit würden dann wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen als bisher. Deshalb wird es auch eine Rückkehr zu der „alten provinziellen Regelung“ nicht geben, meinte BVG-Sprecherin Carmen Kirstein. Der Vorschlag sei „Fahrgastschikane“, schimpft auch Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher der Bündnisgrünen. Wenn der BVG-Personalrat ernsthaft die Einnahmen verbessern wolle, solle er sich für deutlich mehr Busspuren einsetzen, die mit schnellerem Verkehr der BVG mehr Einnahmen bescheren würden. Das Schwarzfahrerargument sei nur ein Vorwand, um den Mitteleinstieg wieder ins Gespräch zu bringen. Käthe Zillbach, verkehrspolitische Sprecherin der SPD, erklärte, der Verlust des Kontrollierens knabbere an der Psychologie der Busfahrer, die nicht mehr Herren im eigenen Bus seien.

700 schwarze Schafe ziehen die Kontrolletis jeden Tag aus dem Verkehr. An ihnen verdient die BVG jährlich etwa 15 Millionen. Der Gesamtpersonalrat hat den BVG-Vorstand aufgefordert, mehr Kontrollpersonal freizustellen, um die Einnahmeverluste durch Schwarzfahrer zu reduzieren. Das Statistische Landesamt teilte dagegen mit, daß die BVG im ersten Halbjahr 1996 trotz sinkender Fahrgastzahlen ihre Einnahmen um 2,5 Prozent steigern konnte. Auch die elektronische Lösung des Schwarzfahrerproblems ist wieder im Gespräch: Der elektronische Fahrschein werde Abhilfe schaffen, meinte Alexander Kaczmarek (CDU). Dabei werde der Fahrpreis von einer Chipkarte abgebucht. Erst danach könne man eine elektronische Sperre passieren.taz

Foto: Livio Senigalliesi