■ Tennis
: Muster kämpft trotzig, Sampras siegt leicht

Hannover (taz) – „Die Leute freuen sich auf mein Match gegen Chang, denn da bekommen sie richtiges Tennis zu sehen“, war sich Thomas Muster sicher, und tatsächlich war die Halle gut gefüllt, als er den US-Amerikaner gestern bei der ATP-WM mit 6:4, 6:3 bezwang. Auch durfte das Publikum hübsche Ballwechsel bewundern, obwohl Michael Chang sich ungewohnte Fehler leistete.

„Mein Ziel in Hannover war, ein Spiel zu gewinnen“, sagte der 29jährige anschließend, der erhoffte Sieg konnte Muster aber natürlich nicht davon abhalten, seinen Kreuzzug gegen das „falsche“ Tennis fortzusetzen. Gegen Ivanisevićs 21 Asse könne man nur „Links-Rechts-Spazierengehen“, gegen Chang hingegen sei es schön gewesen, Tennis spielen zu können, „nach Bällen zu laufen und Schläge zu plazieren“.

Seit Jahren regt sich Muster darüber auf, daß Turniere wie Masters oder Grand Slam Cup immer auf extrem schnellen Belägen gespielt werden, obwohl man sich auf verschiedenen Böden zu qualifizieren habe. „Was spricht dagegen, einen Sandplatz in eine Halle zu bauen oder wenigstens einen Hardcourt?“ Ein Finale Becker–Sampras lasse sich eben besser vermarkten. „Das ist Politik, da wird Kohle verdient. Und wenn der Muster was sagt, heißt es nur, der hat immer was zu meckern.“ Eine Koalition der Grundlinienrenner verschließt sich ebenfalls seiner Vorstellungskraft: „In der ATP gibt es nichts Gemeinsames. Da ist jeder Egoist.“

Bei aller Wertschätzung für Muster und Chang, gefreut hatten sich die Zuschauer eigentlich mehr auf das folgende Match zwischen Pete Sampras und Andre Agassi – wenigstens bis zur Mitte des zweiten Satzes. Da stand es 6:2, 3:0 für den fulminanten Aufschläger Sampras, und als der durch eine Magenkrankheit arg geschwächte Agassi ein weiteres Break hinnehmen mußte, ertönten gellende Pfiffe. Am Ende wurde jeder Punkt des Kahlkopfs bejubelt, doch es half ihm nichts. Agassi verlor 2:6, 1:6. „Ich bin nicht in der Verfassung, mich mit den Besten der Welt zu messen“, sagte Agassi hinterher. Möglicherweise werde er die ATP-WM sogar aufgeben: „Ich muß meine Gedanken ordnen.“

Derweil trifft Steffi Graf beim New Yorker Masters nach einem 6:1, 6:4 über Karina Habsudova im heutigen Viertelfinale gegen Lindsay Davenport. Monica Seles ist dagegen raus: Beim Stand von 4:5 mußte sie gegen Kimiko Date aufgeben.Matti