Ein Brillant namens Häßler funkelt in kalter Nacht

■ Weil ein großer Fußballer ein UEFA-Pokal-3:1 bei Brondby IF möglich macht, können sich Europas Juweliere wohl weiter auf Kundschaft aus Karlsruhe freuen

Kopenhagen (taz) – Für die richtige Motivationshilfe hatten die verehrten Spielerfrauen schon am Nachmittag in der malerischen Fußgängerzone zu Kopenhagen gesorgt. Jedenfalls wurden sie dort in unmittelbarer zeitlicher Nachbarschaft zunächst im teuersten Juwelierladen und kurze Zeit später schon in der benachbarten Bank beim Geldwechsel gesichtet. Das muß nicht unbedingt was heißen, kann aber. Die Herren KSC-Spieler jedenfalls taten, weil sie ihre Frauen doch recht gut zu kennen glauben, gut fünf Stunden später alles in ihrer Macht Stehende, um die Shoppingtour ihrer Holden nicht defizitär abschließen zu müssen: 1:3 hieß es nach kurzweiligen 92 Minuten zwischen dem dänischen Meister Brondby Kopenhagen und dem Karlsruher SC im ersten Spiel des UEFA-Cup-Achtelfinales. Das weist einigermaßen deutlich darauf hin, daß die badischen Kicker schon demnächst eine Prämie fürs Erreichen der nächsten Runde einstreichen können. Die eingekauften Klunker dürften also finanziert sein. [nu mach mal halblang! die Korr'in]

Brillant war in einer kalten Dienstagnacht das KSC-Spiel; es glitzerte und funkelte unter dem Flutlicht das Parken-Stadions. KSC-Trainer Schäfer jedenfalls erklärte das Spiel kurzerhand „zum besten UEFA-Cup-Auswärtsspiel“ der Seinen, was mittlerweile doch schon einiges heißen will. Als großzügiger Sieger verschwieg der wilde Winnie allerdings auch nicht, daß vor allem Mitte der ersten Halbzeit Fortuna seinem KSC hold war. Einmal Pfosten durch Eggen (37.), einmal Latte durch Skarbalius zwei Minuten später, „da hatten wir das Glück, das man haben muß, wenn man so gut spielt“, befand Schäfer.

Und gut gespielt haben sie wirklich. Allen voran jener Spieler, der in Karlsruhe der Größte ist. „Icke Häßler“, sagte Schäfer, „war das Sahnehäubchen obendrauf.“ Was Häßler ablieferte, war tatsächlich schlichtweg Weltklasse. Ohne Wenn und Aber. Häßler rackerte und ackerte, war Denker, Lenker und Vollstrecker – und nie auszuschalten: 0:1 Häßler (42.) nach Vorarbeit Kirjakow, 0:2 (44.) Häßler nach Vorarbeit Keller, 0:3 Dundee (78.) – nach erstaunlicher Vorarbeit Häßlers.

Brondby-Coach Ebbe Skovdahi hatte seine Mannschaft wie stets mit einer doppelten Viererkette ins Spiel geschickt. Hinterher klang er einigermaßen traurig, als er befand, daß man diesen Häßler nie habe ausschalten können: „Da hätte auch Manndeckung nicht viel genutzt.“ Der Gelobte selbst richtete bei aller Freude seinen Blick auf die Schlußphase der Partie, in der der KSC fast noch unsanft erwacht wäre. „So ein Spiel muß man 4:0 oder 5:0 gewinnen. Da werden wir noch drüber reden müssen“, sagt Häßler über die Zeit ab Minute 89. Just in dieser traf Bagger zum 1:3. Danach war noch Zeit für Moller, einen fragwürdigen Elfmeter an die Latte zu setzen. „So etwas darf nicht passieren“, befand auch Winfried Schäfer. Doch auch er bescheinigt seinem Klub eine „sehr, sehr gute Ausgangsposition“ für das Rückspiel. Der KSC dürfte dabei sein, wenn sich im Frühjahr die besten Klubs des Kontinents messen. Und Europas Juweliere können sich schon einmal auf zahlungskräftige Kundschaft freuen. Ole Wernersen

Bröndby IF: Krogh - Colding, Eggen, Nielsen, Skarbalius (63. Thögersen) - Bjur, Jensen (74. Bagger), Vilfort, Daugaard - Hansen (46. Sand), Möller

Karlsruher SC: Reitmaier - Hengen - Schuster, Reich (46. Metz) - Keller (80. Ritter), Fink (83. Wittwer), Häßler, Tarnat, Wück - Dundee, Kirjakow

Tore: 0:1 Häßler (42.), 0:2 Häßler (44.), 0:3 Dundee (79.), 1:3 Bagger (90.)

Zuschauer: 24.414