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Fauxpas

■ Die Stillegung von Krümmel mit allen Mitteln vorantreiben

In der taz-Ausgabe vom letzten Montag wurde ohne mein Wissen ein Leserbrief mit meinem Namen veröffentlicht, der keinen aktuellen Bezug zu den letzten Gerichtsurteilen oder der Wiederanfahrgenehmigung des AKW Krümmel hat. Vielmehr handelte es sich um den Text einer Presseerklärung, die ich am 5. August 1995 in meiner Funktion als Listenkandidat für die Landtagswahl als Reaktion auf einen damals neu bekannt gewordenen Leukämiefall in der Elbmarsch veröffentlicht habe.

Nichtsdestotrotz stehe ich weiterhin zu den in der Presseerklärung gemachten Aussagen. Der Ausstieg aus der Atomenergie muß nicht nur auf Bundesebene, sondern auch auf Landesebene organisiert werden. Zu der aktuellen Situation in Krümmel stelle ich fest, daß genau aus diesem Grund die grüne Fraktion und die grünen Mitglieder der Landesregierung mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln an der Stillegung der schleswig-holsteinischen Atomkraftwerke arbeiten (zum Beispiel Fallkontrollstudie, anlagetechnisches Gutachten, strahlenbiologisches Gutachten etc.). Gemeinsam haben wir ein inhaltliches und juristisches Konzept zur Stillegung von Krümmel entwickelt, an dessen Umsetzung wir mit Nachdruck arbeiten.

Dabei räume ich gerne ein, daß im Laufe des ersten halben Jahres nach dem Sprung von der außerparlamentarischen Opposition in die Regierungsverantwortung in dieser Frage Fehler gemacht wurden. Diese werden wir gründlich aufarbeiten, um unsere Arbeit in Zukunft zu verbessern und die Zusammenarbeit mit den Initiativen und den KlägerInnen zu optimieren.

Ich halte es aber für keinen guten Stil der politischen Auseinandersetzung, wenn mir unbekannte Personen in meinem Namen Leserbriefe veröffentlichen lassen, und ich verwahre mich nachdrücklich gegen den auch in der Begründung des Krümmel-Antrages zur Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen (V13) vermittelten Eindruck, ich würde nicht zu meinen Worten vor der Wahl stehen. Unser gemeinsames Ziel ist und bleibt der Ausstieg aus der menschenverachtenden Atomenergie! Damals standen uns dazu nur die Möglichkeiten der außerparlamentarischen Opposition zur Verfügung. Heute können wir als Regierungspartei konkret und mit einer echten Chance auf Erfolg den Ausstieg vorantreiben. Dazu gehört aber auch, sich darüber klar zu werden, daß der Ausstieg nur im Rahmen der bestehenden Gesetze und/oder durch Änderung dieser Gesetze erfolgen kann. Daran arbeiten wir! Karl-Martin Hentschel

Ich habe Euch als Reaktion auf einen Bericht vom 4. 11. 96 zum Landesparteitag der Grünen Schleswig-Holstein eine alte, aber dennoch authentische Pressemitteilung von K. M. Hentschel geschickt. Sie war deutlich mit Datum versehen.

Ich war nämlich ziemlich empört darüber, daß die Grünen vor der Wahl das Abschalten des Leukämie-Reaktors Krümmel ganz oben auf ihre Fahnen geschrieben haben und daß sie nun vermeintliche juristische Gründe vorschieben, um das AKW wieder ans Netz zu lassen. Genau das Gegenteil steht in dieser alten Presseerklärung. Dies wollte ich lediglich dokumentieren.

Es handelt sich also nicht um eine aktuelle Meinungsäußerung des Abgeordneten, sondern sie ist mehr als ein Jahr alt. Ich teile Euch dies aus Fairnisgründen gegenüber K. M. Hentschelt mit. Konrad Onasch, Köln

Wär' nicht schlecht gewesen, wenn Du uns in Deiner ersten Zuschrift schon Deine Empörung mitgeteilt hättest. Dann hätte Deine Mittelung bei uns nicht den Anschein erweckt, Du handeltest im Auftrag von K. M. Hentschel und uns wäre möglicherweise nicht das veraltete Datum der Presseerklärung entgangen. Nichts desto trotz: Wir hätten natürlich besser aufpassen müssen. Sorry. Die Leserbriefred.

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