Uwes Riege unter Aufsicht

■ Vor Aufsichtsratswahl am Montag: HSV-Präsidium droht mit Rücktritt

Auch jenseits des Spielfelds kommt nach der 0:3-Pleite beim AS Monaco Unheil auf den HSV zu. Nach Informationen der taz hamburg will das Präsidium des HSV geschlossen zurücktreten, sollten am Montag auf der Jahreshauptversammlung nicht die neun von der Vereinsführung vorgeschlagenen Kandidaten in den Aufsichtsrat gewählt werden. Dies bestätigte Vize-Präsident Volker Lange gegenüber der taz.

Präsident Uwe Seeler hatte in der Vergangenheit wiederholt deutlich gemacht, daß er nicht mehr zur Verfügung stünde, wenn die HSV-Mitglieder seinen Vorschlägen nicht folgen würden. „Daran hat sich nichts geändert“, erklärte Lange auf Nachfrage und betonte, daß das gesamte Präsidium Seelers Ansicht teile.

Nachdem es lange danach ausgesehen hatte, daß die Aufsichtsratwahl mangels Gegenkandidaten ein Selbstgänger werden würde, hat sich die Lage inzwischen grundlegend geändert. Gleich sechs freie Bewerber wollen gegen „Uwes Lieblings-Kontrolleure“ (Bild) wie Werner Hackmann oder Jürgen Hunke antreten, darunter mit Christian Reichert ein hochrangiges Mitglied des „HSV Supporters Clubs“. Insbesondere Reichert, stellvertretender Abteilungsleiter der 3 000 Mitglieder starken Fan-Gruppierung (davon zwei Drittel am Montag wahlberechtigt), werden durchaus Chancen eingeräumt.

Für Lange ist die veränderte Bewerber-Lage dennoch kein Grund, nervös zu werden: „Mehrere Kandidaten sind bei einer demokratischen Wahl nichts Besonderes.“ Mit „großer Gelassenheit“ sehe er der Hauptversammlung entgegen, schließlich habe das amtierende Präsidium den Mitgliedern einen „guten Vorschlag“ unterbreitet.

Darüber, ob gerade die einflußreichen „Supporters“ anderer Ansicht sein könnten – neben Reichert treten auch noch die einfachen Mitglieder Niels H. Meyer-Boysen und Oliver Scheel an – mag der ehemalige Bau-, Wirtschafts- und Innensenator nicht spekulieren. Und auch nicht, was passieren könnte, wenn nur einer von Seelers Neuner-Riege scheitern würde: „Das sind Zahlenspielereien.“

Den Vorwurf, die Drohungen wie ehedem bei Seelers Kandidatur vor einem Jahr und der Satzungsänderung im Juni seien unfairer Stil, läßt der starke Mann beim HSV ebenfalls nicht gelten: „Das ist keine Erpressung.“ Ob die Mitglieder am kommenden Montag auch dieser Ansicht sein werden?

Clemens Gerlach