Frauen im Verkehr haben's schwer

■ Die autozentrierte Verkehrspolitik wird von Männern für Männer gemacht

Bonn (taz) – Frauen sind im Verkehr benachteiligt, weil Männer ihn bestimmen. Das ist das Ergebnis der Studie „Frauen und Mobilität“, die der Verkehrsclub Deutschland (VCD) mit seinem österreichischen Partnerverein VCÖ gestern vorstellte. Obwohl Frauen in der Regel mehr und kompliziertere Wege zurücklegen als Männer, haben sie in der Verkehrsplanung fast nichts zu sagen: Nur gut ein Prozent aller leitend bei deutschen Verkehrsunternehmen, -behörden oder -verbänden tätigen Personen sind Frauen, erklärte die Dortmunder Stadtplanerin Doris Reich.

Frauen als „Managerinnen des Alltags“ müßten häufiger als Männer kürzere Wege zwischen verschiedenen Orten zurücklegen. Da sie seltener als Männer Zugriff auf ein Auto haben, sind Frauen mehr auf mühevolle öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Die Begleitung von Kinder in immer verkehrsreicheren und gefährlicheren Städten übernehmen zu 80 Prozent Frauen.

Weitere Ergebnisse: Frauen fahren zurückhaltender und halten sich mehr an die Verkehrsregeln. Sie verursachen weniger Unfälle – erleiden jedoch im Verhältnis dazu häufiger Verletzungen.

Die Hauptforderung des VCD ist deshalb: Die Verkehrspolitik darf nicht länger autozentriert sein. Der öffentliche Verkehr, aber auch Radwege und breitere Fußwege, müßten ausgebaut werden. Vor allem aber müßten Frauen mehr Einfluß auf die Verkehrsplanung bekommen. Aus „Verkehrsbeförderungsfällen“ müssen „Kundinnen“ werden, forderte Frau Reich. Philipp Gessler