Aus Vermietern werden Freunde

Filmbüro wird aufgelöst, Filmfreunde-Verein ist gegründet / 400.000 Mark Mietausstände bei Zeise-Verwaltung erwirtschaftet  ■ Von Ulrike Winkelmann

Das Hamburger Filmbüro wird sich nach 17jährigem Bestehen zum 1. Dezember auflösen. Um weiterhin die Interessen Filmeschaffender in der Stadt wahrzunehmen, wurde der „Hamburger Filmverein“ gegründet, der im Unterschied zum Filmbüro nicht nur FilmemacherInnen offenstehen soll. So hat es die Mitgliederversammlung des Filmbüros am Donnerstag abend beschlossen.

Der Hintergrund der Entscheidung ist mit Konflikten aller Art durchzogen und höchst dramatisch: Seit dem vergangenen Jahr ist nicht mehr das Filmbüro mit der Vergabe der kulturellen Filmfördermittel betraut, sondern die neugegründete Filmförderungs GmbH. Einzig übriggebliebene Aufgabe des Filmbüros ist seither die Vermietung des Zeisekomplexes in Ottensen.

Das Filmbüro hat mit der Ahrensburger „Gesellschaft für Einkaufszentren und Gewerbeansiedlungen“ (GEG), die den Zeise-Komplex-Besitzern Barbara und Theoder Mayr gehört, den Generalmietvertrag für das Kultur- und Medienzentrum geschlossen. Für den wiederum haftet die Kulturbehörde mit einer Mietbürgschaft von 1,5 Millionen Mark.

420.000 Mark zahlte die Kulturbehörde 1996 dem Filmbüro dafür, daß es die Zeise-Halle verwaltet. Aber nun „wissen Regisseure mit Immobilien nicht unbedingt umzugehen“, sagt Werner Grassmann, Chef des Abaton-Kinos. Grassmann ist vom Filmbüro zum Liquidator berufen worden und wird sich „gleich ab Montag“ um die geschäftliche Abwicklung des Unternehmens kümmern müssen.

Dem Filmbüro sind Mietausstände in Höhe von 400.000 Mark entstanden, berichtet Matthias Heeder aus dem Vorstand: Mieter haben nicht gezahlt, andere, wie etwa die Bücherhalle, zahlen ausgesprochen wenig Miete. „Wir hatten alle die Schnauze voll“ vom Vermieten, erklärt Heeder, „aber wir verwahren uns gegen den Vorwurf, das Ding in Grund und Boden gewirtschaftet zu haben.“

So direkt will das die Kulturbehörde gar nicht gesagt haben. Schließlich weiß auch sie genau über den Mietvertrag Bescheid, der Mayr von der Verwaltung der Immobilie entbindet und an den Mayr Bedingungen für ein zweites Zeise-Zentrum knüpfen will. Dennoch hat die Behörde das Filmbüro dazu gedrängt, seine Geschäfte in die Hände der Hamburger Gesellschaft zur Gewerbebauförderung (HaGG) zu übergeben, auf daß diese, quasi als Profi, noch rette, was zu retten ist. Die Kulturbehörde „bedauert“, erklärt ihr Sprecher Ingo Mix, „daß das Filmbüro nicht auf unseren Vorschlag eingegangen ist“ und statt dessen „ohne Rücksprache“ seine Liquidation beschlossen habe.

Das Filmbüro verweist darauf, daß es sich von der Kulturbehörde nicht bevormunden lasse. Im übrigen sei das Nutzungskonzept der HaGG unannehmbar und „undurchsichtig“ gewesen, so Grassmann. Die FilmfreundInnen befürchten, daß die HaGG, bloß um Schulden zu tilgen, aus den Zeisehallen einen Supermarkt macht.