■ Vorschlag
: „Stadt Land Mord“ – eine Damen-Lesung in der Volksbühne

Kleiner Mord unter Freundinnen? Schön ist es nicht, mit einem „braungebrannten Schmierlappen“ verheiratet zu sein. Noch weniger schön ist es, wenn man dieses Schicksal mit einer anderen Frau teilt. Irene Todtenhaupt aus Hahnehorn und die Hamburgerin Marie-Louise Fleischmann waren beide mit demselben „Trostpreis“ liiert. Bei Irenes Otto und Marie-Louises Werner handelte es sich um ein und dieselbe Person. Doch diesen Tatbestand stellen die Damen erst nach seinem Ableben fest. Otto-Werner, beziehungsweise „Oweh“, ist fester Bestandteil des „Stadt Land Mord“-Briefwechsels. Ob Tupperpartys, geistig behinderte Hunde, Schnittchen, legasthenische Wachtmeister oder Herdplatten mit Kuhmusterverzierungen: die Damen genießen ihr wohlverdientes Witwendasein. Aber dieser beschauliche Zustand ist nicht von Dauer. Plötzlich taucht „Oweh“ wieder auf. Oder ist es nur ein Doppelgänger?

„Stadt Land Mord“ ist das erste gemeinsame Werk der Autorinnen Susanne Fischer und Fanny Müller. Kennengelernt haben sie sich, als Frau Müller eine Sonnenbrille aufhatte, „durch die ich praktisch nichts sehen konnte“. Während die freie Autorin Müller ihren Alltag „im Hamburger Schanzenviertel, umzingelt von Punks mit Schäferhunden (...), und den Insassen der umliegenden Altersheime“ verbringt, lebt Frau Fischer „auf dem Lande zwischen Traktoren, Heidschnucken, Schützenfesten und Nachbarn, die Käsegriller verzehren“. Die Literaturwissenschaftlerin und Mitarbeiterin der Arno Schmidt Stiftung hat neben zahlreichen Kolumnen – auch in der taz – das Buch mit dem wunderbaren Titel „Kauft keine Frauen aus Bodenhaltung“ verfaßt. Auch Fanny Müller schreibt nicht nur für Zeitungen. Von ihr erschienen bereits „Geschichten von Frau K.“ und „Mein Keks gehört mir“. Die gebundenen Geschichten geben Auskunft über alle möglichen und unmöglichen Lebenslagen. Am Samstag sind die Damen, die in Hamburg bereits als „Kult-Autorinnen“ gefeiert werden, zu Gast in der Volksbühne. Frau Fischer und Frau Müller schreiben und lesen übrigens nicht unter Pseudonym – sie heißen wirklich so. Stella Moe

Susanne Fischer und Fanny Müller lesen am 23.11. um 23 Uhr im Roten Salon der Volksbühne aus „Stadt Land Mord“