Allzu russisch weht es einen

zunächst nicht an in den Kammerspielen des Deutschen Theaters, wo Thomas Langhoff „Die Letzten“ von Gorki inszeniert hat. Das Elend ergeht sich vielmehr zwischen schiefen, aber pastellfarbenen Wänden von Peter Schubert. Um so entschlossener bemüht sich das Ensemble, die Verzweiflung einer selbstverschuldet innerlich und revolutionsbedingt äußerlich heruntergekommenen Adelsfamilie auf die Bühne zu stampfen. Wüste Männer tun wüste Dinge, intime Geständnisse werden gemacht, Kinder gehen zugrunde, es kommt zu spontanen Solidarisierungen zwischen Müttern, und am Ende barmt Jutta Wachowiak auf Knien: „Verzeiht mir, daß ich euch geboren habe!“ Das alles dauert natürlich sehr lange, damit Dieter Mann in Greisenmaske gutmenschelnd leiden und Jürgen Holz als Vatertrumm (im Bild bei einer Erholungspause) ausführlich poltern kann, damit Petra Hartung als bucklige Tochter sich böse grämen und Katharina Lindner als Vollweib sich lüstern brüsten kann. Auch Daniel Morgenroth dröhnt eine Nebenrolle. Auf dem Nachhauseweg wischt man sich klebrigen Staub vom Mantel und späht neidvoll in Kneipen, wo sich andere einen netten Abend machen.Petra Kohse

Foto: David Baltzer/Sequenz