„Das Geschrei da draußen“

Der Kanzler schimpft auf dem Bankengipfel über Demonstranten, und Italien will wieder ins Europa-Währungssystem  ■ Aus Frankfurt am Main Klaus-Peter Klingelschmitt

Der Kanzler kam gestern zum 6. Europäischen Bankenkongreß in die Alte Oper zu Frankfurt am Main. Und der Kanzler kam zu Freunden. Rund 800 Banker überschütteten den „großen Europäer“ Helmut Kohl, so der Chairman der Veranstaltung, der Commerzbanker Martin Kohlhausen, mit Standing ovations. Und als der Kanzler dann das Podium betrat und sich über das „Geschrei da draußen“ vor der Alten Oper echauffierte, flippte selbst der Monitor aus, der Kohl – dessen historischer Größe gerecht werdend – visualisieren sollte. Das „Geschrei da draußen“, das waren die Proteste von einigen hundert Bankangestellten gegen die Absicht der Vorstandsmitglieder der Banken drinnen, ihnen die volle Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle zu verweigern. „Zukunftspessimisten“ seien das, schimpfte der Kanzler: „Fünfzehn Gehälter und dreißig Tage Urlaub im Jahr – und mit neunzehn schon über die Rente diskutieren.“

Gekommen war der Kanzler allerdings, um über die „Europäische Integration – eine Herausforderung für Politik und Wirtschaft“ zu reden. Wer die Kriterien von Maastricht im Jahre 1997 erfülle, so Kohl, der sei ein Jahr später Mitglied im exklusiven Club der europäischen Währungsunion. Und wer nicht, der müsse eben – zunächst – draußen bleiben. So einfach sei das. Die Bundesregierung werde jedenfalls keine Abstriche an diesen Kriterien hinnehmen. Daß der „Euro“ eine stabile Währung sein wird, dafür sorge dann die Europäische Zentralbank in Frankfurt, die „nach dem deutschen Modell“ konzipiert worden sei.

Auch Frankreich werde die Konvergenzkriterien 1997 erfüllen, hatte zuvor der französische Wirtschafts- und Finanzminister Jean Arthuis auf dem Forum „Convergence and Employment“ erklärt. Arthuis regte die Gründung eines Stabilitätsrates an, der – neben der Europäischen Zentralbank – über die Stabilität des „Euro“ wachen solle.

Auch der italienische Wirtschafts- und Finanzminister Carlo Azeglio Ciampi glaubt, daß es Italien noch in den „Euro“-Club schaffen könne. Immerhin: Bis zum Jahresende will Italien wieder in den Wechselkursmechanismus des Europäischen Währungssystems (EWS) zurückkehren. Ciampi: „Die spekulative Phase, die mit der politischen Instabilität Italiens zusammenhing, ist längst überwunden.“