„Mitglieder sollten wirkliche Alternativen haben“

■ Interview mit dem freien HSV-Aufsichtsrats-Kandidaten Niels H. Meyer-Boysen

Heute abend wird erstmalig der Aufsichtsrat des HSV gewählt. Um die neun Plätze im neuen Kontrollgremium bewerben sich 15 Kandidaten. Niels H. Meyer-Boysen ist einer von sechs Anwärtern, die nicht vom amtierenden Präsidium, dem zukünftigen Vorstand, ins Rennen geschickt werden. Die taz sprach mit dem 30jährigen Mitglied im „HSV Supporter's Club“. Er lasse sich durch Rücktrittsdrohungen nicht beeindrucken, sagt der Diplom-Kaufmann und kritisiert, daß der Vorstand sich seine Kontrolleure aussuchen will.

taz: Herr Meyer-Boysen, warum kandidieren Sie?

Niels H. Meyer-Boysen: Ich möchte, daß es zu einer echten Wahl kommt. Die Mitglieder sollten wirkliche Alternativen haben.

Sind Sie eine?

Von der Ausbildung her bin ich in der Lage, die Aufgaben eines Aufsichtsrats angemessen wahrzunehmen. Ich bin jünger als die Kandidaten des Präsidiums, die alle über 50 sind. Ich denke, daß zum Sport gerade junge Leute gehören.

Das soll überzeugen?

Natürlich, ich bin gut. Deshalb sollen mich die Mitglieder wählen.

Wie hoch, glauben Sie, sind ohne größere Lobby Ihre Chancen?

Vor einem viertel Jahr waren sie hervorragend, damals war ich der einzige Gegenkandidat. Jetzt sind sie nach wie vor ausgezeichnet.

Präsident Uwe Seeler hat mit Rücktritt gedroht, falls seinen Vorschlägen nicht gefolgt würde.

Als ich das gehört habe, war ich zunächst sprachlos. Seeler als Sinnbild des guten Sportsmanns müßte mit Fairplay zuerst in den eigenen Reihen beginnen. Ich halte seine Reaktion für überzogen. Wenn er tatsächlich die besten Kanditaten ausgewählt hat, braucht er sich heute keine Sorgen zu machen.

Und Sie? Die Stimmung könnte gegen Sie sein, Sie haben es gewagt, Seeler die Stirn zu bieten.

Das ist mir klar. Ich habe aber keine Angst, weil ich schon bei anderen Gelegenheiten vor vielen Menschen gesprochen habe. Sollte es zu Beginn meiner Vorstellungsrede den einen oder anderen Buh-Ruf geben, so werde ich die Kritiker am Ende überzeugt haben.

Angenommen, Sie würden in den Aufsichtsrat gewählt: Was wäre Ihre erste Amtshandlung?

Ich würde sofort einen Motivationstrainer für die Mannschaft einstellen, der den Spielern ihren Siegeswillen zurückgibt. Außerdem würde ich mir die Kandidaten für den Vorstand ansehen und ihre Eignung überprüfen. Diese Kontrolle ist unbedingt nötig, insbesondere für den Fall, daß Seeler tatsächlich nicht wieder antritt. Fragen: cleg