The Cure

Gehört: The Cure. Ein beliebtes Intellektuellen-Spiel ist es, Romane auf eine kurze Formel zusammenschnurren zu lassen. Im Fall von Cure-Konzerten in Sporthallen sollte diese vielleicht „Inszenierung des Vergangenen mit den Mitteln der Gegenwart“ heißen. Okay: Sie spielten unter widrigen Bedingungen. Das Gefühl echter Verlorenheit stellt sich halt nur schwer ein, wenn neben einem ein Handy klingelt. Und „Charlotte Sometimes“ verliert beträchtlich an Bedrohung, wenn dazu geklatscht wird. Allerdings vermag The Cure diese Bedrohung musikalisch auch nicht mehr herzustellen. Das Einsiedlerkrebshafte der frühen Platten muß seit einigen Jahren mit gewaltigem technischen Aufwand repräsentiert werden: Robert Smith trennt sich durch einen Vorhang weißen Lichtes vom Publikum, da er es durch seine Stimme nicht mehr kann. Smith selbst sieht immer noch so aus wie auf dem inzwischen schon zum Schlüsselanhängermotiv herabgesunkenen „Boys Don't Cry“-Poster. Allerdings nicht mehr in Schwarzweiß, sondern eben in Kodacolor.

Alles oben Gesagte gilt nur bedingt. Die Zugaben nämlich bildeten den Kommentar zum regulären Set und kreisten genau um diesen Punkt des Nicht-mehr-Funktionierens. Mit den Worten „Ihr wißt, wir sind eine Pop-Band“ stürzten Cure sich in aberwitzige Coverversionen ihrer eigenen Klassiker. Die herzzerreißende Teenager-Klage „Why Can't I Be You?“ ist als quietschendes Cool-Jazz-Stück ebensowenig pathosfähig wie eine halzbrecherische Uptempo-Version von „10:15 Saturday Night“. Und für eine Pop-Band sind The Cure doch ziemlich klasse. man/Foto: jms