Kolonialer Straßenkampf in Lübeck

In Lübeck wird der Kolonialismus aufgearbeitet. Die SPD der Hansestadt möchten den Namen einer Straße ändern, die nach dem Kolonialpolitiker Karl Peters benannt ist. Die neun Anwohner der kleinen Straße hingegen möchten ihre Adresse behalten.

Peters (1856 - 1918) eroberte das Kerngebiet des späteren Deutsch-Ostafrika. Wegen „unwürdiger Behandlung von Eingeborenen“ wurde er 1897 aus seinem Amt als Kaiserlicher Kommissar für das Gebiet entlassen. „Dieser Mann war ein Kolonialist übelster Sorte. Eine nach ihm benannte Straße ist heute nicht mehr tragbar,“ findet Kai Burmeister, Sprecher der Lübecker Jusos.

Unterstützung findet er beim Amt für Verkehrsanlagen. Das stellte nach Recherchen über Peters fest, daß eine Ehrung des Mannes heute nicht mehr vertretbar sei: „Historiker aller Richtungen bewerten ihn nicht nur kritisch, sondern ausgesprochen negativ. Durch seine Brutalität, seine Skrupellosigkeit und seine Geringschätzung der afrikanischen Bevölkerung hebt er sich von den Kolonialpolitikern und -forschern seiner Zeit negativ ab,“ faßt Amtschef Friederich Deistler das Ergebnis zusammen.

Die Jusos gehen aber noch weiter. In der Ende der dreißiger Jahre erbauten Siedlung sind auch zwei Straßen nach den Afrika-Kolonialisten Wissmann und Lüderitz benannt. Burmeister fordert: „Die sind nicht ganz so schlimm, aber auch diese Namen müssen geändert werden.“ Die CDU dagegen hält den Vorstoß für Geschichtskritelei.: „Wenn die SPD das konsequent durchzieht, landet sie irgendwann auch bei Willy Brandt.“ lno