Der Schnee, die Stadt und das Salz

Winterdienst der Hamburger Stadtreinigung ist seit gestern wieder mit Granulat, Salz und Sand im Einsatz für Bodenhaftung  ■ Von Christine Andersen

Es ist wieder soweit: Tage und Nächte werden kälter, der Boden fröstelt, die ersten Flocken fallen. Schon bald verwandelt sich die weiße Pracht in schmutzig-braunen Schneematsch, und Straßen und Gehwege werden zu gefährlichen Rutschbahnen. Jetzt beginnt für den Winterdienst der Hamburger Stadtreinigung die Hochsaison. Gestern waren die 90 städtischen Räumfahrzeuge in diesem Winter erstmals im Einsatz.

„Salz setzen wir so wenig wie möglich ein“, sagt Andree Möller von der Stadtreinigung, „außerdem verwenden wir Feuchtsalz. Da purzeln die Kristalle nicht mehr über den Asphalt.“ Das angefeuchtete Salz ließe zudem eine sparsamere Dosierung zu. Auf Fußgängerüberwegen wird erst seit einigen Jahren wieder mit Salz gestreut. Ein Passant fiel, brach sich ein Bein und klagte. Das Gerichtsurteil setzte, so Möller, „die Sicherheit der Menschen vor den Umweltschutz“. Außerdem, behauptet er, seien die Risiken beim Salzstreuen geringer als man denke.

Ganz anders sieht das Rudolf Fenner von der Umweltschutzorganisation Robin Wood: „Die Bodenqualität wird vermindert, Nährstoffe verschwinden, und große Mengen Natriumchlorid belasten die Bäume.“ Als Alternativen zum Salz bietet sich neben Sand auch Granulat an. Aber das, so Fenner, „ist Schlacke aus Verbrennungsvorgängen und auch nicht unbedenklich“. Streuen schütze nur bedingt vor Unfällen. „Ist eine Straße gestreut“, glaubt Fenner, „wiegen sich die Autofahrer in Sicherheit, und es kommt dann zu schwereren Unfällen als bei vorsichtigem Fahren auf ungestreuten Wegen.“

Neben dem offiziellen Streudienst der Stadt sind auch Privatleute verpflichtet, für Sicherheit zu sorgen. HauseigentümerInnen müssen im Winter selbst zur Schaufel greifen und den Gehweg von Schnee und Eis befreien, denn sie haften bei Unfällen. In Mietshäusern wird diese Verantwortung häufig per Vertrag auf die BewohnerInnen übertragen.

Vor allem RadfahrerInnen bewegen sich diesen Winter auf gefährlichem Eis. Aufgrund einer Gesetzeslücke fühlt sich die Stadtreinigung lediglich für die Fahrbahnen der Autos zuständig. AnliegerInnen hingegen sind nur verpflichtet, die Gehwege zu räumen. Ein Radweg-Gesetz ist in Arbeit. Bleibt also nur der Rat: Seid vorsichtig, Radler! Und sonst guten Rutsch!