Juso und Ouzo

■ SPD beschließt, der Jugend ganz nahe zu sein

Es fällt wahrlich nicht leicht, einem bekennenden Christdemokraten zuzustimmen. Doch der randläufigen Bemerkung von Andreas Schmidt, dem parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion, zum SPD-Jugendparteitag in Köln ist kaum etwas zu erwidern. Dieser Konvent, so die CDU- Nachwuchskraft hämisch, sei „der krampfhafte Versuch, den Juso in Deutschland wieder bekannter zu machen als den Ouzo“.

So spricht ein Sieger. Einer, der sich seiner juvenilen Wähler mehr oder weniger gewiß sein darf. Und er redet aus einer Perspektive, die deutsche Sozialdemokraten nicht mehr kennen. Sie gelten als Verlierer – und sie sind es auch. Jugendliche hassen Verlierer. Looser sind nicht sexy. Also vergraut die SPD so allmählich wie zwangsläufig. Die Jüngeren wählen die Grünen, die FDP, die CDU oder gar nix. Aktiv sind die Twens meist nicht in Parteien, sondern im Naturschutz oder im sozialen Bereich. Überall ist es aufregender und weniger ärmelschonend als in der SPD – und nützlicher allemal.

Der Jugendparteitag hat an diesem Befund nichts ändern können. Juso- Chefin Andrea Nahles sprach – und bekam sehr telegenen Beifall. Oskar Lafontaine hätte seine nette, gleichwohl fade Ansprache überall halten können. Man kann eben Nähe zur Jugend, zu Aufbruch und Modernität nicht beschließen – man muß es fühlen, wie die Partei es noch Anfang der sechziger Jahre vermochte. Über die Anzeigentexte, die die SPD heute als echt cool preist, wird gelästert.

Was (proletarisierte) Jugendliche anmachen könnte, wäre eine Artikulation, besser: Ausstrahlung, mit der die SPD sich machtwillig zuständig erklärt für die Zukunft eines Gemeinwesens namens Bundesrepublik Deutschland. Sie müßte Antworten darauf geben, ob es außerhalb vom Bekenntnisterror zur Globalisierung etwas gibt, das einen Teil des Landes nicht zu Mitgliedern der Dritten Welt verkommen ließe. Gleichzeitig wäre den bürgerlich-liberalen Mittelschichten zu signalisieren, daß sie bei dieser Aufgabe mittun müssen, um nicht selbst in den Sog von Armut und Perspektivlosigkeit gezogen zu werden.

Solange dies so ist, werden CDU- Menschen vor dem Ouzo mehr Respekt haben als vor einem Juso. Jan Feddersen