„Design Time“ abgelaufen?

■ Messegesellschaft will renommierte Design-Ausstellung nicht mehr finanzieren / Empörung in der Kulturszene

Die für Mai 1997 geplante dritte Ausstellung „Design Time Bremen“ findet voraussichtlich nicht statt. Wie gestern bekannt wurde, hat sich die „Messe Bremen GmbH“ entschieden, das Projekt nicht weiter zu finanzieren. Ein Sprecher der Messegesellschaft begründete diese Entscheidung damit, daß eine im Anschluß an die Ausstellung geplante Design-Messe nach einem Gutachten kaum eine Chance auf wirtschaftlichen Erfolg habe. Die Mitglieder der neu gegründeten Kultur-Initiative „Anstoss“, der mehrere Museumsleiter, der Theaterintendant Klaus Pierwoß und weitere namhafte Persönlichkeiten aus der Hansestadt angehören, protestierten gestern gegen diesen Entschluß und forderten den Senat auf, die rund 700.000 Mark für die Ausstellung doch noch bereitzustellen.

Die „Design Time Bremen“ wurde 1995 erstmals und in diesem Jahr zum zweiten Mal veranstaltet und über die Messegesellschaft mit öffentlichen Geldern in Höhe von 1,3 Milionen Mark unterstützt. Zeitgleich mit der Veröffentlichung des in ganz Europa sowie in zahlreichen anderen Ländern verbreiteten „Internationalen Design Jahrbuchs“ stellten weltweit renommierte Designer wie Jean Nouvel oder Allessandro Mendini Ausstellungen mit ausgewählten Objekten für Bremer Museen zusammen. Die Premiere „Die Kunst und das schöne Ding“ lockte 1995 rund 20.000 BesucherInnen in die Weserburg. Die Publikums- und Medienresonanz auf die Mendini-Schau „Design im Wandel“ im Frühjahr dieses Jahres im Übersee-Museum war noch weit größer. Als dritte Jahrbuch-Präsentation sollte sich von Mai bis Juni 1997 eine vom französischen Designer Philippe Starck zusammengestellte Schau im Focke-Museum anschließen. Doch nach der Entscheidung der Messegesellschaft ist das mehr als fraglich.

Als „unbegreiflich“ bezeichnete der Weserburg-Direktor und Mitbegründer der Inititative „Anstoss“, Thomas Deecke, diesen Vorgang. Nach einer von Persönlichkeiten wie Wulf Herzogenrath (Kunsthalle), dem Anwalt Heinrich Hannover oder dem Radio-Bremen-Intendanten Karl-Heinz Klostermeier unterzeichneten Erklärung besteht bei einer Absage die Gefahr, daß andere Städte innerhalb oder außerhalb Deutschlands sich die Bremer Idee zunutze machen. Thomas Deecke wies zugleich darauf hin, daß die Ausstellungsreihe wegen ihres internationalen Medienechos und stetig steigenden BesucherInnenzahlen genau den Kriterien entspricht, die für eine öffentliche Förderung von kulturellen Veranstaltungen aufgestellt wurden. Außerdem seien noch nie so viele Sponsoren für Bremer Ausstellungen aktiv geworden wie bei der „Design Time“.

Der Leiter des Focke-Museums, Jörn Christiansen, in dessen Gebäude und angeschlossener Parkanlage die Schau eigentlich ab Mai gezeigt werden sollte, richtete den Appell an die Landesregierung, die Ausstellung doch noch zu ermöglichen. Bis spätestens Mitte Dezember braucht er eine verbindliche Zusage.

Weder die Wirtschaftsbehörde noch der Senat waren gestern bis Redaktionsschluß zu einer Stellungnahme bereit. ck