Freudentanz auf Bagdads Straßen

■ Iraker feiern Genehmigung der Ölexporte. Vom Erlös dürfen nur Nahrung und Medikamente gekauft werden

Bagdad/New York (AP/taz) – Mit Begeisterung hat die notleidende Bevölkerung Iraks gestern die Nachricht aufgenommen, daß in Kürze die ersten irakischen Ölexporte seit dem Embargo von 1990 anlaufen können. Nach monatelangem Tauziehen hatte die Regierung in Bagdad am Montag die von der UNO gestellten Bedingungen für die Ausnahmeregelung akzeptiert. Der Exporterlös von maximal zwei Milliarden Dollar darf nur für Nahrungsmittel und Medikamente zugunsten der Bevölkerung ausgegeben werden.

In der irakischen Hauptstadt sangen und tanzten die Menschen auf den Straßen. „Mit dem Ölfluß fließt auch das Leben wieder zurück nach Irak“, schrieb die amtliche Zeitung Al Dschumhurija“ gestern. Unter dem Druck der Sanktionen hatte sich die wirtschaftliche Lage im Irak seit Verhängung des Embargos stetig verschlechtert. Nach Schätzungen der Kinderhilfsorganisation Unicef vom Oktober starben zuletzt monatlich etwa 4.500 Kinder an Hunger und Krankheit.

UN-Sprecherin Sylvana Foa bestätigte, daß ein Schreiben der irakischen Regierung eingegangen sei, wonach Bagdad die gestellten Bedingungen akzeptiert.

Ein im Mai ausgehandeltes Abkommen gestattet Irak den Verkauf von Öl im Wert von zwei Milliarden Dollar binnen 180 Tagen, wenn der Erlös zweckbestimmt eingesetzt wird. Strittig waren zuletzt noch die Zahl der UN-Beobachter, die die Umsetzung des Abkommens überwachen sollen, und ihre Bewegungsfreiheit im Irak. Im September hatte der UN-Generalsekretär ausgesetzt, weil irakische Truppen im innerkurdischen Konflikt interveniert hatten.

Für den Beginn des Handels ist noch die Zustimmung des Generalsekretärs nötig. Aufgrund der erzielten Einigung gerieten die Rohölpreise an der New Yorker Rohstoffbörse unter Druck. Zum Schluß konnte sich der Preis auf 23,49 Dollar je Barrel (159 Liter) Rohöl stabilisieren. Das sind 26 Cents weniger als am Vortag.