Einiges im Argen

■ Aktion gegen Rassenkunde: Institut für Humanbiologie symbolisch umbenannt

In aller Stille wurde gestern das Institut für Humanbiologie der Hamburger Uni umbenannt in „Institut für Rassenkunde, Soziobiologie und Eugenik“. Der neue Name treffe auf die Inhalte, die Prof. Rainer Knußmann und Prof. Virendra Chopra in der Humanbiologie erforschen und lehren, viel genauer zu, findet die studentische Arbeitgruppe gegen „Rassenkunde“, die das Türschild am Vormittag am Institutsgebäude anbrachte und zugleich dessen Schließung forderte.

Die AG hat seit dem vergangenen Wintersemester die Vorlesungen von Prof. Chopra zur „Rassenkunde des Menschen“ besucht (taz berichtete). Als Literatur wird dort beispielsweise das „Grundlagenwerk“ „Rassenkunde und Rassengeschichte der Menscheit“ von Egon Freiherr von Eickstedt aus dem Jahr 1934 empfohlen. Darin propagiert er die „Gesundung der Völker“ und andere, heute als Aufstachlung zum Rassenhaß justitiable Halbwahrheiten. Und die nutzen Hamburger Humanbiologen noch immer als Grundlage. Neben Beteuerungen – „Rassismus ist nicht mein Thema“, so Prof. Chandra – bringt auch ein kleines Hinweisschild in der Institutsbibliothek eine Distanzierung zu gewissen „rassenkundlichen“ Werken zum Ausdruck.

„Die Vorwürfe kommen in jeder Studentengeneration wieder“, zeigte sich Jörg Lippert, Pressesprecher von Uni-Präsident Jürgen Lüthje, gestern langmütig gegenüber den Protesten und verwies auf die grundgesetzlich garantierte Freiheit von Forschung und Lehre. Und in die kann auch Uni-Präsident nicht eingreifen. Nur wenn sich der Konflikt weiter zuspitzen sollte, werde er gegebenenfalls vermittelnd eingreifen müssen, so Lippert.

Und dazu kann es noch kommen. Kürzlich verabschiedete das Studierendenparlament (StuPa) auf Initiative der AG gegen „Rassenkunde“ eine Resolution gegen Soziobiologie, Eugenik und Rassenkunde. Der Forderung nach Schließung des Instituts wollte sich das StuPa nicht anschließen. Diese Forderung geht auch dem Fachschaftsrat Biologie zu weit, der aber in der Humanbiologie einiges im Argen liegen sieht. Daß die Diskussion erneut angestoßen wurde, begrüßt er.

Unter Biologen sei die Art und Weise, wie in Hamburg Rassenkunde unterrichtet werde, durchaus umstritten, sagte der Biologe Ludger Weß gegenüber der taz. Von Haut- und Haarfarbe ausgehend auf die Psyche eines Menschen schließen zu wollen, sei so, als wolle man psycholgische Differenzen von Menschen anhand der Blutgruppe eroieren. Andere humanbiologische Institute lehrten Rassenkunde nur noch unter dem historisch-kritischen Aspekt. Prof. Knußmann und Prof. Chadra waren gestern für eine Stellungnahme zu der Umbenennung nicht erreichbar. jkn