Arndt vor dem Abschuß

■ Altonaer Kirchenvorstand will den umbequemen Pastor loswerden

Konflikten ist Christian Arndt, Pastor an der Altonaer Friedenskirche, nie aus dem Weg gegangen. Seit Jahren engagiert sich der 53jährige in vorderster Front gegen Atomkraftwerke, Hafenstraßen-Abriß und Polizei-Übergriffe. Als Vertrauter des Millionärs Jan-Philipp Reemtsma organisierte er – an der Polizei vorbei – die Lösegeldübergabe an die Entführer des Zigarettenerben.

Sein Engagement könnte den streitbaren Polit-Pastor jetzt den Job kosten. Einstimmig entschied der Vorstand der Friedenskirche vor wenigen Tagen: Nach 17 Jahren soll Arndt die Koffer packen. Für eine „gedeihliche Zusammenarbeit“ mit dem unbequemen Prediger gebe es keine Grundlage mehr. Inhaltlich begründet wurde dieser Schritt bis heute nicht – auch die taz konnte von Kirchenvorstandschef Jörn Güldener gestern keine Stellungnahme bekommen. Doch hinter vorgehaltener Hand kritisieren einige Vorständler schon lange die medienwirksamen Polit-Auftritte ihres Oberhirten.

Jetzt sind der Kirchenkreisvorstand und der Altonaer Propst Fritz Herberger gefragt. Geben sie dem Friedenskirchen-Beschluß ihren Segen, muß Arndt sich eine neue Pastoren-Stelle suchen. Tut er das nicht, droht ihm die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand.

Doch nicht nur Arndt ist dem Kirchenvorstand ein Dorn im Auge: So strich das Gremium zwei Kandidaten für seine am kommenden Sonntag stattfindenden Wahlen einfach von der Wahlliste. Obwohl es nur neun Bewerber für die zwölf Vorstandssitze gibt, dürfen der Organist Johannes Pausch und der Pädagoge Jochen Fischer nicht antreten. Auch bei ihnen sieht der Kirchenvorstand keine Chance für eine „gedeihliche Zusammenarbeit“.

Als „einen eindeutigen Bruch des Kirchengesetzes“ kommentiert Johannes Pausch den Ausschluß: „So werden die Wahlen zur Farce.“ Der Organist will nun den Urnengang anfechten. Er weiß, daß er als unbequemer Kritiker in dem Gremium kein gern gesehener Gast ist, da er beklagt hat, daß der Kirchenvorstand „sich sozialen Problemen in der Gemeinde nicht stellt“.

Das wollte Pausch mit seiner Kandidatur ändern. Denn er ist sicher: „Wenn dieser Kuschelkirchenvorstand sich nicht auch mit unbequemen Realitäten beschäftigt, können wir den Laden gleich dichtmachen.“ Marco Carini