Kein Feuer in den Augen

■ Nach dem Unentschieden der deutschen Handballer in der Slowakei ist die Teilnahme an der WM 1997 in akuter Gefahr

Sala (dpa/taz) – „Das ist der größte Schock meiner Amtszeit“, sagte der Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), Bernd Steinhauser, nachdem die Männer-Nationalmannschaft mit dem 21:21 (14:12) in Sala gegen die Slowakei die Qualifikation zur Weltmeisterschaft vermutlich verspielt hat. Selbst wenn im Rückspiel am Sonntag in Berlin ein Sieg gegen die Slowaken gelingen sollte, ist die Teilnahme an dem Turnier, das im Mai 1997 im japanischen Kumamoto stattfindet, aus eigener Kraft nicht mehr zu schaffen. Nur ein Punktverlust der Portugiesen in ihren beiden Spielen gegen Polen könnte doch noch den Gruppensieg bringen. Ansonsten würde Deutschland aller Voraussicht nach wie 1989 in die C-Kategorie absteigen. Selbst die WM-Hintertür für den besten Zweiten aller sechs Qualifikationsgruppen bleibt für Deutschland versperrt. Um diesen Platz streiten sich nur noch Ungarn und Litauen in der Gruppe zwei.

„Das ist ein unerwarteter Tiefschlag. Jetzt müssen wir über weitreichende Konsequenzen noch konsequenter nachdenken“, erklärte Steinhauser ein wenig umständlich. „Wir haben schon Verträge im Vorfeld der WM abgeschlossen, die unter dem Aspekt der wohl gescheiterten Qualifikation neu diskutiert werden müssen.“ Ob es verkehrt gewesen sei, Ehret nach dem 7. Platz bei Olympia noch im Amt zu lassen, wollte der Präsident „nicht vor ersten Analysen spekulieren lassen“. Steinhauser selbst hatte den Trainer und Sportdirektor zur Vertragserfüllung bis Juni 1997 überredet und später Heiner Brand als Nachfolger vorgestellt.

Dabei sah es vor nur 100 Zuschauern in Sala zunächst gut aus, als die Spieler von Ehret und Brand bereits nach sieben Minuten mit 4:1 führten. Doch die tapfer kämpfenden Gastgeber kamen bis auf 9:9 (22.) heran. Als der Magdeburger Petkevicius für den enttäuschenden Lemgoer Stephan auf die Spielmacherposition kam, setzten sich die Gäste bis auf 13:9 (26.) ab. Doch erneute Fehler ließen die bisher ohne Pluspunkt auf dem letzten Tabellenplatz rangierenden Slowaken noch einmal herankommen. Im zweiten Abschnitt waren die Deutschen ganz von der Rolle und schafften lediglich fünf Feldtore und zwei Siebenmetertreffer. Zwei Minuten vor dem Ende glichen die Gastgeber, die sogar 19:17 geführt hatten, aus und waren noch kurz vor dem Abpfiff in Ballbesitz. Der Wallauer Schwalb war mit sechs Toren bester deutscher Werfer. Auf slowakischer Seite war Valo (10) nie in den Griff zu bekommen.

„Es war keine Leidenschaft in den Augen zu sehen, mit der sie um das WM-Ticket gekämpft haben. Es wäre mir sehr lieb, wenn ich den Grund erfahren würde, bevor ich Bundestrainer werde“, sagte Brand, der Ehret nach der WM ablösen sollte. „Auf unseren Zeitplan hat dieses Ergebnis keine Auswirkungen“, versicherte Ehret. „Wer sich in der Gruppe gegen Polen, Portugal und die Slowakei nicht durchsetzt, hat das WM-Ticket nicht verdient“, hatte der Trainer vor dem Spiel in der Slowakei gesagt, nach dem Debakel gegen die unerfahrenen Amateure saß er mit Brand noch minutenlang geschockt auf seinem Platz.