„Von Hunden zerrissen“

■ Statt Entspannung gibts bei der Volkshochschule bisweilen esoterisches Halbwissen

Meditation ist mehr als nur Entspannung. Daß weiß die Kursleiterin der Volkshochschule ganz genau. „Ich habe immer Angst vor Hunden gehabt“, bekennt sie. „Aber durch die Meditation bin ich in ein früheres Leben zurückgeführt worden.“ Die skeptischen Blicke der KursteilnehmerInnen scheint sie nicht zu bemerken. „Ich war schon häufiger hier“, plaudert sie munter weiter. „Und in einem meiner früheren Leben bin ich von Hunden zerrissen worden. Deshalb hatte ich in meinem jetzigen Leben immer Angst vor Hunden. Als mir das durch die Meditation wieder in die Erinnerung zurückgerufen wurde, war die Angst weg.“ Die Kursleiterin strahlt in die Runde. „Woher wissen Sie denn, daß die Reise Sie tatsächlich in ihr früheres Leben geführt hat. Vielleicht war alles nur Einbildung?“ Das Lächeln der Meditationslehrerin, die im Schneidersitz auf dem Fußboden sitzt, erstirbt. „Wenn es nicht so war, ist mir das auch egal. Wenigstens hat es mir geholfen“, gibt sie zurück. „Schade, daß Du offensichtlich keinen Bezug zur anderen Seite hast. Aber das können wir hier ja noch lernen.“

Sechs Stunden lang ist „die andere Seite“ an diesem Tag Thema des Meditations-Kurs der Volkshochschule. Um sich zwischen den Welten hin- und herzubewegen, seien die „Nadis“ besonders wichtig, erläutert die Kursleiterin. Über die feinstofflichen Nervenstränge würden die „Energien durch den Körper strömen“. Um dem Alltagsstreß zu entgehen, könnten diese Energien auch bewußt abgewürgt werden, weiß die Lehrerin. „Wenn Euch jemand was Böses will, müßt ihr einfach die Zunge an den Gaumen pressen. Die Nadis sind dann dicht, und die negativen Energien können Euch nicht mehr erreichen“, rät sie. Überhaupt hat sie jede Menge Ratschläge für die KursteilnehmerInnen parat. Eine ältere Frau kann sich schlecht auf die Meditation konzentrieren und klagt über Gliederschmerzen. „Du trinkst zu wenig“, lautet die Blitz-Diagnose der Volkshochschullehrerin. Eine andere Kursteilnehmerin fühlt sich häufig abgespannt schläft manchmal Tag und Nacht durch. „Du fühlst Dich halt auf der anderen Seite halt sehr wohl. Daran ist nichts Schlimmes“, beruhigt sie die Frau. Ihre Kompetenz, medizinische Ratschläge zu geben, untermauert sie mit einem erneuten Bekenntnis: „Ich kann mit den Händen heilen. Das war schon früher so. Immer, wenn meine Mutter Kopfschmerzen hatte, hat sie gesagt, komm mal her und leg' mir die Hände auf die Stirn.“ Ein anderes Mittel, um das Wohlbefinden zu steigern, seien Farben: „Weiß strahlt die negativen Energien ab“. Schwarze Kleidung ist tabu: „Schwarz zieht negative Energien an.“ Rot ist „die Sonne, das Feuer“ und sorgt für „Fröhlichkeit“. Halsschmerzen, Probleme, frei zu sprechen? Auch dafür hat die Kursleiterin das passende Rezept. Auf einer Baumwolldecke, die sie auf dem Fußboden ausgebreitet hat, liegen verschiedene Steine. Die Kursleiterin nimmt einen blauen Stein in die Hand, nennt den Namen und verspricht: „Dieser Stein hilft gegen Halsweh. In meinen Rhetorik-Kursen rate ich den Leuten ihn fest in die Hand zu nehmen. Dann kann nichts mehr schiefgehen.“ kes