„Eine Form der Öffentlichkeitsarbeit“

■ Sponsoring-Agenturen vermitteln Geld für soziale Projekte

Die Verlagerung öffentlicher Mittel heraus aus dem Sozialbereich – wohinein auch immer – hat privaten Unternehmen ein neues Betätigungsfeld geöffnet: das „Sozial-Sponsoring“.

Sponsoring bedeutet Geschäft, aber auch Hilfe nach dem Prinzip von Leistung und Gegenleistung. Hilfe, die allerdings organisiert werden muß. Die einen lernen notgedrungen, Geld zu akquirieren, weil ihnen das Wasser bis zum Halse steht. Andere gründen eine Agentur und vermitteln es professionell. „Wer etwas Besonderes sein will, muß etwas Besonderes tun – das sagen sich Unternehmen, die erkennen, wie wichtig es ist, sich von anderen abzuheben“, formuliert der Geschäftsführer von Mobil Media in Hamburg, Herbert Meyer, in einem Schreiben marketingtechnisch geschickt; tritt so zwischen den Zeilen nicht als Bittsteller – von denen es schon genug gibt – an die Unternehmen heran, sondern bringt gleichsam die Köpfe des Managements zum Routieren. Die müssen sich jetzt natürlich fragen: „Was tun wir eigentlich, um uns von anderen abzuheben?“ Und: „Was könnten wir darüber hinaus noch tun?“

Eine der möglichen Antworten ist: Gehen wir zu einer Sponsoring- Agentur. „Sozial-Sponsoring spricht die Menschen auf emotionaler Ebene an“, weiß Herbert Meyer und betont: „Es verbessert das Bild des Unternehmens in der Öffentlichkeit.“

Akzeptiert wird diese Corporate Identity auch von politischer Seite, schließlich kann Sponsoring dazu beitragen, das Gewissen ob der Streichung finanzieller Mittel im Sozialbereich etwas zu beruhigen. So begrüßt die Hamburger Schulsenatorin das Engagement von Mobil Media, soziale Einrichtungen auf diese Weise zu unterstützen. Senatorin Raab: „Sponsoring von dritter Seite ist willkommen.“ Anlaß für ihre Begeisterung war das jüngste Agenturprojekt unter dem Namen „Mobyl Dick“. Durch die Bereitstellung von gesponserten Kleinbussen soll die Arbeit der Kindertagesstätten der Hamburger „Vereinigung städtischer Kinder- und Jugendheime“, die nach eigenen Angaben 190 Kitas und 20.000 Kinder vom Säuglings- bis zum Schulkindalter betreut, „wesentlich erleichert“ werden. Dazu kaufen Firmen Werbeaufschriften für die Fahrzeuge zu Preisen zwischen 1.500 und 4.500 Mark, abhängig von Größe und Plazierung, für einen Zeitraum von fünf Jahren. Mobil Media übernimmt die Vermittlung und Beratung der werbeinteressierten Unternehmen, konzipiert und arrangiert den Deal bis zur Übergabe des Busses. Die Agentur, eine von bundesweit kaum einem Dutzend solcherart spezialisierten, steht mit diesem Konzept offenbar bestens da: „Tue Gutes und laß andere darüber reden“ – eine Geschäftsgrundlage, die gerade im Sozialbereich eine zunehmend solide Basis hat. Geschäftsführer Herbert Meyer: „Sozial- Sponsoring ist eine von der Bevölkerung akzeptierte Form der Öffentlichkeitsarbeit.“

Gleichwohl ist die Vermittlungstätigkeit natürlich auch ein Geschäft. Ein Kleinprojekt könne mit dem Auftrag an professionelle Vermarkter durchaus bestens bedient sein, geben Experten zu bedenken. Gehe es jedoch um einen größeren Bedarf, statt der gesponerten Anschaffung eines einzigen Fahrzeugs beispielsweis derer 10 oder 20, könnte sich auch der umweglose direkte Kontakt des Projektes zu potentiellen Sponsoren durchaus lohnen. alo