Der Traum vom tollen Job

Rund 7.000 Hamburger Jugendliche fanden dies Jahr keinen betrieblichen Ausbildungsplatz. Landespolitiker zeigen sich ideenarm  ■ Von Stefanie Winter

„Ich hoffe doch sehr, daß Jugendliche weiterhin versuchen, ihre Träume zu verwirklichen.“ Hans-Otto Bröker vom Hamburger Arbeitsamt ist noch zuversichtlich. Gleichzeitig konstatiert er, Jugendliche seien bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz „sehr kompromißbereit“. Dennoch blieben in diesem Jahr rund 700 junge Frauen und Männer in Hamburg ohne Lehrstelle, knapp 7.000 haben lediglich einen Platz in außerbetrieblichen Qualifizierungsmaßnahmen ergattert. Mit rund 16 Prozent ist die Jugendarbeitslosenquote der Hansestadt damit bundesweit die zweithöchste.

Bröker war am Freitag abend von Hamburgs DGB-Jugend aufs Podium gebeten worden, um mit Vertretern anderer Bürgerschaftsparteien über „Wege aus der Jugendarbeitslosigkeit“ zu diskutieren und sich den Fragen von mehreren hundert Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu stellen. Warum erhöhen die Landespolitiker in Zeiten knapper Kassen ihre Diäten? Warum bauen die städtischen Unternehmen Ausbildungsplätze ab? Fragen über Fragen, die sich die arbeitslosen Jugendlichen stellten. Warum müsse sie, so eine Mutter von drei Kindern, sich nach dem Tod ihres Mannes zunächst die Lebensversicherung auszahlen lassen, bevor sie „Sozi“ bekommen könne. Und warum, fragten viele, seien keine Ausbildungsplätze zu finden – obwohl die Unternehmen ihre Gewinne steigerten.

Die Politikerrunde wies eine grundsätzliche Verantwortlichkeit in all diesen Fragen lieber von sich. Es sei nicht Sache der Politik, erklärte etwa der CDU-Bürger-schaftsabgeordnete Rolf Harlinghausen, der Wirtschaft die Schaffung von Arbeitsplätzen zu verordnen; „mahnende Worte“ seien bereits gesprochen worden. Eine Umlagefinanzierung von Ausbildung aber sei zu bürokratisch und systemwidrig. Für eine solche Finanzierung hatte sich unlängst die SPD auf Bundesebene durchgerungen. Sie fordert, daß Arbeitgeber, die keine Lehrstelle anbieten, dafür zahlen sollen. Harlinghausen findet das ungerecht und zukunftsfeindlich. Nachvollziehen kann er allerdings, daß Betriebe an der Ausbildung wenig interessiert seien, „wenn sie die Azubis kaum zu Gesicht bekommen“. Daher müßten die Rahmenbedingungen verändert werden: Weniger Berufsschulstunden, mehr Praxis. „Was soll eine Friseuse mit Theorie?“

Einer moderaten „Umstrukturierung“ redeten auch SPD-Parteichef Jörg Kuhbier und der neue Statt Partei-Chef Klaus Wieser das Wort. Obwohl die zwölf Wochenstunden Berufsschule grundsätzlich notwendig seien, so Wieser, um bestehende schulische Defizite auszugleichen. Außerdem sei nicht einzusehen, so die GAL-Vetreterin Silke Kettner, daß bei solchen Überlegungen wieder einmal die Schwächsten auf der Strecke zu bleiben drohen.

Für das kommende Jahr hat die „Bundesanstalt für Arbeit“ weitere Einsparungen angekündigt. Nach dem jetzigen Stand soll die Finanzierung von Qualifizierungsmaßnahmen für Jugendliche jedoch nicht betroffen sein. „Aber auf Dauer“, so meint Bröker, „hilft uns das auch nicht weiter.“