Unterm Strich

Damit es nachher nicht wieder heißt, wir setzten uns nicht für den Europäischen Film ein, hier noch einmal eine Auftaktsfanfare zur diesjährigen Felix-Zeremonie: In der Vergangenheit schon mehrfach totgesagt, wird der europäische Filmpreis „Felix“ am kommenden Sonntag in Berlin zum neunten Mal und sogar in einem größeren Kreis als in den beiden letzten Jahren vergeben. Geholfen haben der Europäischen Filmakademie in Berlin diesmal das Lotto, die Filmförderungsanstalt und das Centre National de la Cinematographie Paris. Daß die Planungen für „Felix“, der 1988 erfunden wurde (das Jahr, in dem wir Kulturstadt waren), ein immer wiederkehrender Drahtseilakt ist, sieht man auch an der Wahl des diesjährigen Veranstaltungsorts: ein Zirkuszelt, denken Sie nur. Wetten, daß dann wieder haufenweise die Artisten in der Zirkuskuppel aus dem Feuilleton baumeln werden? Die Verleihung findet im „Blauen Zelt“ am Lützowplatz statt. Wie nicht anders zu erwarten, wird arte die Chose ausstrahlen und gleich noch einen ganzen Themenabend zum europäischen Film machen.

Die Felix-Preisverleihung wird in diesem Jahr vom Akademie-Vorsitzenden Nik Powell und der spanischen Schauspielerin Rosana Pastor moderiert. Pastor ist die Hauptdarstellerin in Ken Loachs letztjährigem Felix-Preisträgerfilm „Land and Freedom“.

Als „Europäischer Film des Jahres“ wurden für 1996 drei Beiträge nominiert: „Breaking The Waves“ von Lars von Trier (Dänemark), „Kolja“ von Jan Sverak (Tschechien) und „Secret and Lies“ von Mike Leigh (Großbritannien), der im Mai beim Filmfestival in Cannes die „Goldene Plame“ gewann. Die britische Schauspielerin Emily Watson („Breaking The Waves“) erhält einen „Felix“ als beste europäische Schauspielerin, der Brite Ian McKellen („Richard III.“) wird als bester Darsteller ausgezeichnet. Samuel Goldwyn wird über die Vertriebsmöglichkeiten des europäischen Kinos in den USA und über seine Erfahrungen als Produzent mehrerer Oscar-Verleihungen sprechen. Dann werden sich wieder alle schämen.

Die Berliner Theater- und Opernintendanten haben am Samstag vor einer unkalkulierbaren Situation in ihren Häusern gewarnt. Sie forderten Senat und Abgeordnetenhaus auf, ihre Finanzzusagen einzuhalten. „Anderenfalls ist jede Planungssicherheit paralysiert, die Theater- und Opernlandschaft Berlins würde provinzialisieren und in Einzelfällen kollabieren“, sagte der Generalintendanten der Deutschen Oper, Götz Friedrich. Die Deutsche Oper bekommt nach seinen Angaben 1999 noch 70 Millionen Mark Subventionen; 1994 seien es 88 Millionen gewesen. Auch fehlten noch 10 Millionen, die sich aus Tarifverhandlungen nachträglich ergeben hätten. „Für manche Häuser ist damit die Liquidität gefährdet“, sagte Friedrich. Als erste Maßnahmen werde an der Deutschen Oper die Anzahl der Premieren reduziert.