RBMK

RBMK ist seit dem Super- GAU ein fast so berüchtigtes Kürzel wie KGB. Die Zähmung dieses Reaktortyps obliegt Graphit, einer schieferartigen Form des Kohlenstoffs. In langen Stäben wird das Graphit zwischen die Brennstäbe hineingefahren. Dabei bremst es die vom Brennstoff Uran 236 ausgesandten schnellen Neutronen ab. Die langsamen Neutronen spalten dann ihrerseits neue Uranatome – die Kettenreaktion kommt in Gang. Ein Teil der Neutronen wird vom Kühlwasser geschluckt.

In einem komplizierten Gleichgewicht der Einflüsse von Uran, Graphit und Wasser auf die Neutronenbilanz wird so eine lawinenartige Vermehrung der Neutronen und damit eine Explosion des Reaktors verhindert. Das Fatale am RBMK: Das Gleichgewicht ist labil. Dampfblasen bei wechselnder Wasserversorgung steigern zum Beispiel den Neutronenfluß am Ort der Blasen.

Sicherheitsmechanismen gibt es durchaus, aber sie helfen nur bei kleinen Ausrutschern in der Leistung. Wenn, wie im April 1986, die Leistung schlagartig ansteigt, fachen die Notbremsstäbe das Feuer im Reaktorkern sogar noch kurzfristig an, bevor sie wirken. Auch gibt es keine dichte Betonhülle um den Reaktor. Die Kühlpumpen für den Wasserkreislauf stehen außerdem nebeneinander in einer Halle. Bei einem Brand oder einer Überschwemmung fallen also alle gleichzeitig aus. Trotz der Mängel laufen die RBMK-Reaktoren größtenteils weiter. Neben dem verbleibenden Block III in Tschernobyl elf in Rußland bei Leningrad, Kursk und Smolensk sowie zwei im litauischen Ignalina. rem