Mauss: Ich wurde von Schmidbauer beauftragt

■ Der in Kolumbien einsitzende Privatagent Werner Mauss soll sich dem BND als „Friedensstifter“ in Kolumbien angeboten haben. Widersprüchliche Meldungen

Berlin (taz) – Der Fall Mauss löst immer neue Spekulationen aus. Nach einem Bericht der ARD soll der 56jährige Privatagent vor seiner Verhaftung in Kolumbien in einem Brief an den Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Hans-Jörg Geiger, seine Hilfe angeboten haben. Darin pries sich Mauss offenbar als „Friedensstifter“ in dem Konflikt mit der kolumbianischen Guerilla und gab an, 19 Menschen aus der Geiselhaft herausgeholt zu haben. Ob der BND auf sein Angebot einging, ist unklar. Ein Sprecher des Pullacher Nachrichtendienstes hatte vergangene Woche gegenüber der taz versichert, die „Akte Mauss“ sei für den BND seit „längerem geschlossen“.

Der Spiegel wiederum berichtet in seiner neuesten Ausgabe, Mauss sei vom Geheimdienstkoordinator der Bundesregierung, Bernd Schmidbauer (CDU), gebeten worden, die Freilassung der Deutschen Brigitte Schoene zu erreichen. Mauss und seine Ehefrau Ida waren am 17. November auf dem Flughafen Medellin verhaftet worden, als sie versuchten, die zuvor aus den Händen der ELN-Guerilla befreite Schoene mit gefälschten Papieren nach Venezuela auszufliegen.

Mauss' Verwicklung bleibt auch ein Spitzenthema in Kolumbien. Der Wahrheitsgehalt der Medienberichte ist allerdings nur schwer einzuschätzen: Nach bislang unbestätigten Zeitungsmeldungen soll sogar die spanische Regierung ein Auslieferungsgesuch für Mauss gestellt haben. Er werde verdächtigt, 1978 an der Ermordung des spanischen Politikers Antonio Cubillo beteiligt gewesen zu sein. Eine Nachrichtensendung zitierte wiederum ohne Namensnennung Personen aus dem Umkreis der Staatsanwaltschaft, nach denen Mauss und seiner Ehefrau eine Haftstrafe von bis zu 40 Jahren drohten. Nach dieser Quelle werfen die Ermittler dem Ehepaar „Söldnertum, Entführung und illegale Bereicherung und Mitgliedschaft in der kommunistischen ELN-Guerilla“ vor. Daß Mauss seine ELN-Kontakte in Bedrängnis bringen, wurde auch durch den ARD-Bericht gestützt: Demnach wirft der Polizeichef von Medellin, Alfred Sagado, Mauss vor, der ELN Entführungsopfer genannt und sich dann als Vermittler angeboten zu haben. Gegenüber dem Spiegel wiederum bestritt Mauss den Vorwurf kolumbianischer Behörden, für Brigitte Schoene an die ELN ein Lösegeld von 1,8 Millionen Mark gezahlt zu haben. Möglicherweise ist Mauss' Erklärung eine Schutzbehauptung, da Lösegeldzahlungen in Kolumbien unter Strafe stehen. sev