Niemand will DST'lerInnen auffangen

■ Weder Land noch Konkursverwalter wollen Kosten für Mypegasus-Lösung übernehmen

Den 350 MitarbeiterInnen der DST in Bremen droht ab morgen die Arbeitslosigkeit. Gestern meldetete die Geschäftsführung der Elektronikfirma beim Bremer Amtsgericht Konkurs an. Zwar wurde bis gestern abend fieberhaft an einer Auffanglösung gearbeitet, aber die Chancen auf eine Beschäftigungsgesellschaft nach dem Vorbild der Vulkan-Auffanggesellschaft Mypegasus sind wohl eher schlecht. Auch eine Übernahme von Bremer Unternehmensteilen ist in weiter Ferne.

Dabei wäre die Mypegasus-Filiale in Reutlingen nach eigenen Angaben bereit, auf Drängen der IG Metall und der Betriebsräte die 726 DST-MitarbeiterInnen aus Bremen und Kiel unter ihre Fittiche zu nehmen. Die Gesellschaft betreut bereits 800 Personen aus 27 Firmen. Damit wäre die Forderung Bremens erfüllt, die DST-Leute nicht mit den Vulkanesen in der Vulkan-Beschäftigungsgesellschaft Mypegasus Bremen zu mischen.

Knackpunkt ist aber offenbar, wer die jährlich 2.500 Mark an Sozialversicherungsbeiträgen für jede der Ex-DST'lerInnen bezahlt, die nicht bei einer Übnernahme von Unternehmensteilen einen neuen Arbeitgeber finden. Beim Arbeitsamt Bremen liegt auch noch kein Projekt einer Auffanggesellschaft mit der Bitte um Prüfung vor, noch hat nach Angaben eines Arbeitsamtssprechers niemand offiziell um Gewährung von Strukturkurzarbeitergeld nachgesucht.

Das Land Bremen wird sicher nicht mit den als Ergänzung des Arbeitsamtsleistungen notwendigen Sozialversicherungsbeiträgen einspringen. „Wir werden darüber keine Verhandlungen mehr führen“. so Jörg Henschen, Sprecher des Arbeitsressorts. Bei der Vulkan-Mypegasus trägt das Land dagegen die sogenannten Remanenzkosten. „Da wäre auch wegen der Bürgschaften bei einem Scheitern der Auffanglösung der finanzielle Schaden für das Land viel größer gewesen“, räumt Henschen ein. Wie es hieß, lehnt auch Konkursverwalter Jobst Wellensiek ab, die Kosten zu tragen.

Angeblich hatte der Verwalter der DST-Personalabteilung sogar verboten, den Betriebsrat bei der Vorbereitung der für einen Übertritt in eine Mypegasus-Gesellschaft notwendigen Verträge zu unterstützen. „Keine Auskünfte“, hieß es dazu gestern von Wellensieks Vertreter bei DST, Göran Berger.

DST-Betriebsrätin Katharina Rendant war frustriert: „Die spekulieren auf den Erhalt des Kieler Standortes“. In Kiel sieht die Lage in der Tat besser aus. Nach Auskunft des dortigen Betriebsrats Eckhard Voß haben mehr als 250 der fast 400 MitarbeiterInnen die Chance auf eine Übernahme. So stehe ein westdeutsches Industrieunternehmen kurz vor der Unterschrift für den Verkehrs- und Industriebereich mit 80 Arbeitsplätzen. Auch für die Marine- und Heerestechnik (180 Mitarbeiter) gebe es einen Interessenten aus dem Ausland. Die Frage sei, ob auch dazugehörige Teile aus Bremen herübergezogen würden. Mit dem schleswig-holsteinischen Sozialministerium werde heute noch einmal um die Übernahme eines Teils der Kosten einer gemeinsamen Bremen-Kieler Auffanggesellschaft für die restlichen Mitarbeiter verhandelt, so Voß. Falls es nicht zu einer Mypegasus-Lösung komme, könnten die Beschäftigten zwar eine Abfindung einklagen. Da es sich aber bei DST um ein massearmes Verfahren handele, könnten sie sich wenig Hoffnungen auf Geld aus der Konkursmasse machen. jof