Statt Rubel rollen die Köpfe

■ Zwei weitere Manager der Bankgesellschaft Berlin treten zum Jahresende zurück. Bei der Berliner Bank sind mehr als eine Milliarde Mark an Krediten in Gefahr. Finanzverwaltung zittert um Dividende

Geld weg, Job auch. Nach dem Rücktritt zweier Vorstandssprecher der Bankgesellschaft Berlin vom Wochenende müssen nun auch zwei Vorstandsmitglieder der Berliner Bank wegen der drohenden Verluste in Milliardenhöhe ihren Hut nehmen. Pünktlich zu Silvester treten Andreas Graf von Hardenberg und Christoph Freiherr von Hammerstein-Loxten zurück. Nach Informationen der taz tragen sie Mitverantwortung dafür, daß die Berliner Bank als Tochter der Bankgesellschaft weit über eine Milliarde Mark Kredite an Unternehmen gab, die jetzt in argen wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind. Wegen der zu befürchtenden Konkurse wird die Bank einen großen Teil des Geldes nie wiedersehen. Der Sprecher der Berliner Bank, Volker Winde, bestätigte gestern die geplanten Rücktritte. Ein direkter Zusammenhang zwischen den notleidenden Krediten und den personellen Veränderungen bestehe jedoch nicht. „Das ist ein Generationenwechsel“, so Winde. Ersatzweise nahm der Aufsichtsrat den ehemaligen Chef der Düsseldorfer Niederlassung der Dresdner Bank, Giselbert Behr, in den Vorstand auf.

Bereits am vergangenen Freitag hatte die Bankgesellschaft, an der Berlin 56,8 Prozent der Anteile hält, den vorzeitigen Rücktritt der Vorstandssprecher Hubertus Moser und Wolfgang Steinriede zum Jahresende mitgeteilt. Bei der Bankgesellschaft sind insgesamt 2,2 Milliarden Mark Kredite in Gefahr.

Zum Konzern gehören die Berliner Bank, die Landesbank und die Berlin-Hannoversche Hypothekenbank. Die Berliner Bank fährt 1996 die höchsten Verluste ein. Der neue Vorstandssprecher Wolfgang Rupf soll ab Neujahr 1997 Ordnung schaffen.

Eine realistische Einschätzung der Kreditrisiken hatte man offenbar erst vorgenommen, als turnusgemäß eine andere Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Banken- Bilanz unter die Lupe nahm. Bis vor kurzem kontrollierten die PrüferInnen der Firmen KPMG und BDO die BuchhalterInnen. Ende September hieß es noch, daß nur 612 Millionen Mark beiseite gelegt werden müßten. Unter der Mitarbeit einer dritten Wirtschaftprüfungsgesellschaft, der C & L Treuarbeit, ergab sich dann aber die höhere Risikovorsorge von 2,2 Milliarden Mark. „Die Leichen lagen zu lange im Keller“, sagte ein Insider gestern.

Die Berliner Bank hat besonders zu leiden, weil sie bei vielen Firmenpleiten in Ostdeutschland beteiligt ist. So kostete allein der Konkurs des österreichischen Maculan-Konzerns Kredite in Höhe von 60 Millionen Mark.

Frank Zimmermann, Sprecher von Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD), hoffte gestern, daß die Bankgesellschaft für 1996 trotz ihrer Schieflage dieselbe Dividende an das Land abführt wie 1995. Die Finanzsenatorin hat die 136 Millionen Mark in ihren Kassen schon eingeplant. Auf Antrag der Bündnisgrünen wird am kommenden Freitag eine Sondersitzung des zuständigen Parlamentsausschusses zu der Bankkrise stattfinden. Hannes Koch