Das Portrait
: Kohls Allzweckwaffe

■ Bernd Schmidbauer

Sein durch die Plutoniumaffäre lädiertes Image hatte er gerade durch den Austausch von 125 Toten und 66 Gefangenen zwischen Israel und den Hisbollah-Milizen aufpoliert, da wurden Werner Mauss und Ehefrau medienwirksam in Kolumbien verhaftet. Nun steht Bernd Schmidbauer mal wieder in der Schmuddelecke.

Wieviel, so fragen sich nicht nur die Oppositionsparteien, wußte der 57jährige von Mauss' Kontakten? Der Privatagent behauptet, Schmidbauer selbst habe ihn beauftragt, die Deutsche Brigitte Schoene aus der Geiselhaft der ELN-Guerilla freizubekommen. Ein Indiz, das die Befürchtungen nährt, der Staatsminister im Bundeskanzleramt baue sich wohl seinen eigenen Geheimdienst auf.

Schmidbauers Eigenmächtigkeiten dürften dem neuen Präsidenten des BND, Hans-Jörg Geiger, kaum gefallen. Der hatte sich bereits kurz nach seiner Amtseinführung bei Bundeskanzler Helmut Kohl über Schmidbauers Geheimdiplomatie beschwert. Kohl selbst, so hieß es noch im Sommer dieses Jahres, wolle gar bei einer Kabinettsumbildung 1997 den Posten des Geheimdienstkoordinators ganz streichen.

Seit 1991 koordiniert der frühere Studiendirektor die Geheimdienste BND, Militärischer Abschirmdienst und das Bundesamt für Verfassungsschutz. Spezifische Kenntnisse über deren Tätigkeit hatte Kohls Allzweckwaffe nicht, als er als Staatssekretär aus dem Bonner Umweltministerium abberufen wurde.

Von da an fiel der smarte Schwabe mit den grauen Haaren vor allem als Sonnenbrillenträger auf Nahost-Mission auf. Seine gute Kontakte zu radikalen Islamisten verhalfen ihm 1992 zu seinem ersten spektakulären Erfolg: Die Freilassung der im Libanon entführten Deutschen Thomas Kemptner und Heinrich Strübig. Ins Zwielicht aber geriet Schmidbauer im Zusammenhang mit dem Atomschmuggel aus Rußland. Obwohl massiv attackiert, hielt ihm Kohl eisern die Treue.

Auch jetzt zeigt der Kanzler keine Anzeichen, von seinem „007“ abzurücken. Wann immer Bernd Schmidbauers Abgang eingeläutet werden sollte, einen Coup will er zuvor noch landen: Die Freilassung des seit 1986 im Libanon vermißten israelischen Piloten Ron Arad. Severin Weiland