Copyright fürs Internet

■ Konferenz in Genf will Tantiemen für digitale Musik- und Bildkopien sichern

Berlin (taz/dpa) – Musikboxen, Radioprogramme und Bilderarchive im weltweiten Internet sollen künftig genauso dem Urheberrecht unterliegen wie Bücher, Schallplatten oder normale Radiosender. Das zumindest würde die Mehrheit des Internationalen Bunds der Phonografischen Industrie (Ifpi) in den nächsten drei Wochen auf einer Konferenz in Genf gerne beschließen.

Allein in Europa, so fürchten die Konzernbosse, könnten die Plattenfirmen in fünf Jahren 15 Prozent ihres Marktes an die Freunde des Heimcomputer-Audios verlieren – immerhin zwei Milliarden Dollar jährlich. Hinzu kommen die Möglichkeiten digitaler Technik, von der Radiohörer in vielen Ländern schon heute profitieren: Wer etwa in den USA für zehn Dollar im Monat einen digitalen Musiksender abonniert, bekommt bis zu 30 Programme in Tonstudioqualität frei Haus.

Nach dem Willen des Ifpi soll künftig selbst bei kurzzeitigen Kopien, die nur zur Ansicht oder zum Reinhören auf den heimischen Computer geladen werden, eine Copyright-Gebühr fällig werden. Geräte, die Lese- oder Kopierschutz überwinden, sollen verboten werden. Zudem drängen die USA und die EU auf den Abschluß eines dritten Vertrages, der auch Nachrichtendatenbanken oder Wirtschaftsinformationen schützen soll.

Vor allem die Entwicklungsländer sind hier gegen eine Neuregelung, aus Furcht vor höheren Kosten. Aber auch Industriestaaten wie Japan, Kanada oder Australien fordern Bedenkzeit, da sie mit den rechtlichen Problemen der rasanten technischen Entwicklung nicht recht mithalten könnten. Dieser dritte Vertrag des Pakets wird daher wohl kaum auf der Konferenz verabschiedet werden.

Die übrigen haben dagegen gute Chancen, denn die Phonoindustrie winkt mit Arbeitsplätzen: Sie biete allein in Europa 300.000 Menschen Lohn und Brot, das sei mehr als die Stahlbranche. rem