Fußnasses Journalistentreiben

■ Der neue UFA-Palast ist eine Baustelle, aber schon ein Termin

Seitdem es Studiengänge für Marketing und Kulturmanagement gibt, grassiert die PR-Mania. Junge, nervöse Menschen, die meinen, gute Promotion sei es, möglichst viele Pressetermine zu machen, bombardieren die Redaktionen bei nichtigen Anlässen mit Einladungen zu Pressekonferenzen. Da werden insbesondere bei Bauten, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind, in jeder Phase der Entwicklung Besichtigungen organisiert, um medial ins Gespräch zu kommen. Neueste Groteske dieser Entwicklung: die fußnasse Begehung des Rohbaus des neuen UFA-Palastes am Gänsemarkt.

Weil aus der ursprünglich geplanten Eröffnung des nächsten Hamburger Großkinos am 18. Dezember nichts wird (jetzt wahrscheinlich Anfang Februar), irgendeine Attraktion aber wohl nötig war, um nicht in Vergessenheit zu geraten, mußte sich ein Troß mürrisch guckender Journalisten am Dienstag morgen zwischen tropfenden Decken, überschwemmten Fußböden, dichten Staubwolken und zugigen Treppen über die Baustelle des 3.200-Platz-Kinos treiben lassen.

Dabei konnte der mit Vorstellungskraft begabte Pressemensch feststellen, daß die exquisite Lage in der Innenstadt mit einer Gedrängtheit im Inneren erkauft wurde, die ein wenig das Gefühl hinterließ, man könne sich am nächsten Kinosaal den Kopf stoßen. Des weiteren konnte man erkennen, daß die großzügige Seitenglasfront zum Gäßlein Büschstraße von innen viel von ihrer Imposanz verliert, weil man die Rolltreppen zu den in vier Ebenen gestapelten Kinosälen davorgebaut hat.

Die zehn Säle sagen außer ihrer Größe (von 150-830 Plätzen) im Rohbau überhaupt nichts aus. In der Unterhaltungswelt geht es nun mal um die Oberfläche, und wo die fehlt, hilft auch viel Phantasie nicht, um sich vorzustellen, ob man hier in der letzten Reihe rumknutschen mag oder nicht.

Im beigefügten Presseinfo sind dann die üblichen „Alles-Super“-Nachrichten versammelt. Von Super-Sound über Super-Beinfreiheit bis super-behindertengerecht will man aber alles erst mal in Wirklichkeit gesehen haben, bevor man es planlos abdruckt.

Till Briegleb