Türchen öffnen auf dem Kiez

Noch Hoffnung? Der Personalrat will das bedrohte Hafenkrankenhaus in ein Gesundheitszentrum für den Stadtteil umwandeln  ■ Von Lisa Schönemann

Wenn es nach dem Personalrat geht, soll das Hafenkrankenhaus in ein Gesundheitszentrum umgewandelt werden. Die Personalvertretung der von Schließung bedrohten Traditionsklinik in St. Pauli hat ein Konzept vorgelegt, dessen Verwirklichung nicht nur den Menschen im Stadtteil wie ein Adventskalender vorkäme – für viele Patienten würde sich ein „Türchen“ öffnen: Die sozialmedizinische Ambulanz und mindestens 121 Betten im stationären Bereich blieben erhalten. Hinzu kämen außer Plätzen für niedrigschwelligen Drogenentzug, psychiatrische Krisenintervention und die Übernachtung einiger Obdachloser eine Schmerztherapie und ein Hospiz.

„Für alle genannten Bereiche besteht Bedarf im Stadtteil“, betont der Personalratsvorsitzende Ralf-Peter Krause, „es gibt konkrete Anfragen entsprechender Träger.“ Verschiedene Ärzte sollen ihre Praxis an den Zirkusweg verlegen. Bei einer Umwandlung des Hospitals bliebe genug Platz für eine Altentagesstätte und eine Speiseversorgung sozial Schwacher. Die Kindertagesstätte der Klinik könnte für den Nachwuchs der St. Paulianer geöffnet werden.

Im Augenblick fehlt vor allem eines: Zeit. Am 12. Dezember soll der Aufsichtsrat des Landesbetriebs Krankenhaus (LBK) endgültig über die Zukunft des Hafenkrankenhauses entscheiden. Bis dahin wird es kaum möglich sein, das Konzept von externen Sachverständigen ausarbeiten zu lassen. „Der Plan geht gesundheitspolitisch in die richtige Richtung“, sagt der Radiologe Robert Pfeiffer, der auf Arbeitnehmerseite im LBK-Aufsichtsrat sitzt. Pfeiffer hofft, daß das Gremium der Klinik am 12. Dezember ein „Mini-Moratorium“ einräumen wird: Zwei Monate Frist fürs Feilen am Konzept.

Doch der LBK muß in naher Zukunft auf Druck der Krankenkassen 170 Millionen Mark sparen und hat sich dafür unter anderem das schwächste Glied in der Kette der staatlichen Kliniken ausgesucht. „Immer auf die Kleinen“, kommentierte eine Krankenschwester am Montag auf einer Veranstaltung. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“: Das unterstrich Hartmut Seidel, ärztlicher Direktor des Hafenkrankenhauses, mit einer deutlichen Geste. Falls es zu einer Schließung kommt, sorgt sich Seidel außer um seine rund 400 MitarbeiterInnen auch um diejenigen Patienten, die mit schweren Stich- oder Schußverletzungen in die Ambulanz gebracht werden. „Zehn Prozent von ihnen überleben eine Verlegung ins nächste Krankenhaus nicht“, fürchtet der Mediziner.

Die Gesundheitsbehörde hat inzwischen signalisiert, daß gemeinsam mit der Notfallambulanz in der Stresemannstraße eine neue Notfalleinrichtung geschaffen werden soll. Es werde mit der Kassenärztlichen Vereinigung verhandelt, sagte Behördensprecherin Tordis Batscheider der taz. Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) möchte das 200-Betten-Hafenkrankenhaus bis März 1997 schließen. Weil die „Kassen den vom Bonner Beitragsentlastungsgesetz erzeugten Druck einfach nach unten weitergeben“, gebe es keine andere Möglichkeit. In der Behörde soll sich schon ein Anrufer nach den Preisen für das Inventar erkundigt haben.