■ Nachschlag
: Gucken statt Kaufen: Führung durch die Berliner Warenhausgeschichte

Man geht nicht immer ins Kaufhaus, um etwas zu kaufen. Man geht auch rein, weil Kaufhäuser gut geheizt sind oder weil sie eine schöne Gaststätte haben oder aus allgemeinem Verdruß. Das Kulturbüro Berlin veranstaltet sogar Führungen, bei denen es um die Geschichte verschiedener Konsumstätten geht. Normalerweise gehören zu einem solchen Bummel das KaDeWe, Peek & Cloppenburg und das Europacenter. Unsere Führung am Montag war jedoch von einer kleinen Terminpanne überschattet, so daß lediglich der „Kaufrausch im Konsumpalast“ KaDeWe besichtigt wurde.

Nach dem zugigen Treffpunkt Wittenbergplatz kuschelten wir uns erst mal in der Parfümabteilung zusammen. Seitdem es das KaDeWe gibt, seit 1907, befinden sich die Parfüms und Accessoires im Parterre. Nur haben die Parfümfirmen damals nicht nur ein paar Quadratmeter vom Kaufhaus gemietet und darauf ihre eigenen Duftstände aufgebaut. Wobei „Kaufhaus“ für ein Geschäft wie das KaDeWe strenggenommen der falsche Ausdruck ist. Warenhaus wäre richtiger, also eigentlich müßte es WaDeWe heißen, denn nach einem Gesetz aus dem Jahr 1900 gilt als Warenhaus, wo mehr als eine der vier Gruppen Lebensmittel, Stoffe, Möbel und Sonstiges unter einem Dach angeboten wird. Unsere Kaufhausführerin Frau Pittke erzählte, daß das KaDeWe seit 1927 Hermann Tietz gehörte. Im Zuge der Arisierung verkaufte die Familie es an einen arischen Schwiegersohn der Familie, der sich das KaDeWe aber bald darauf mittels Scheidung von seiner jüdischen Frau ganz unter den Nagel riß. 1934 wurden außerdem alle Hermann-Tietz-Kaufhäuser in „Hertie“ umbenannt, um den jüdischen Ursprung zu vertuschen.

Etwas verdrossen rollte unsere kleine Gruppe durch die Etagen des KaDeWe, denn Lauftreppen gibt seit dem Umbau nicht mehr. Wir guckten hier und guckten da, aber ein Eindruck von erhabener Pracht stellte sich nicht ein, und in der Sportabteilung sah es aus wie Kraut und Rüben. In der berühmten Lebensmittelabteilung war die Führung zu Ende. Eine ältere Dame entschwand zum Friseur in der 1. Etage, Frau Pittke strebte zu den italienischen Schinkenbrötchen. Außerdem sehr empfehlenswert für gepflegte Kännchen Kaffee: die Silberterrasse im 5. Stock. Katrin Schings

Wieder am 15.1., 15 Uhr, ab Wittenbergplatz. Kulturbüro Berlin