Abends Post?

■ Abendzustellung von Paketen geplant / Postgewerkschaft mit dem Rücken zur Wand

Was VerbraucherInnen freut, jagt dem Postgewerkschaftler Schauer über den Rücken. Neueste Hiobsbotschaft:Die Post plant die versuchsweise Abendzustellung von Paketen. Vorteil: Dann seien die Straßen freier und private PaketempfängerInnen daheim.

„Diese Meldung ist ein Luftballon“, kommentiert der Vorsitzende der Bremer Postgewerkschaft, Harald Schütz seufzend. Mehr will er vor den Tarifgesprächen, die heute in Bonn beginnen, nicht sagen. „Wir stehen doch mit dem Rücken zu Wand. Die Kosten im Frachtdienst müssen um 40 Prozent gesenkt werden.“ Sein Ärger: „Über eine neue Kostenstruktur im Frachtdienst reden wir seit 1976. Aber die Manager sind damit nicht fertig geworden.“ Nach seinen Angaben stammt die Hälfte der jetzigen Frachtpost-Beschäftigten noch aus dem öffentlichen Dienst – eine Bürde für das Unternehmen.

Den Arbeitgebern geht es vorrangig um Kostensenkung und flexiblere Arbeitszeiten, bestätigt der Bremer Post-Sprecher Karl-Heinz Antelmann. Über die Abendzustellung ist in den Regionen noch niemand informiert. Selbst die Postsprecherin in Bonn bleibt vage. „Wo wir die Abendzustellung erproben, wird erst im nächsten Jahr entschieden“, sagt Fränzi Koske. Für einen PR-Schachzug im Vorfeld der Tarifverhandlung will sie das Thema Abendzustellung aber nicht halten. „Die Bildzeitung hat uns gefragt“, sagt sie. „Da haben wir das eben gesagt.“ Im Wettbewerb setze die Post auf Service.

Das weiß Gewerkschafter Schütz. „Aber verantwortungsvoll kann ich jetzt nichts sagen. Am Ende müssen wir den Kompromiß doch mittragen.“ Wo die Post mit Paketstückkosten von 1,90 Mark rechnen müsse, während es für private Vergleichsunternehmen nur 1,09 sind, liegen drastische Veränderungen auf der Hand. ede