■ Normalzeit
: Ein unternehmerischer Frühhappen

Erst einmal ging es wie an vielen Stammtischen in letzter Zeit um Henry Maskes großen „Abschied“: „Der Berliner Kurier hat recht: Für uns ist er der größte!“ Warum das? „Wenn er am Ende nicht doch noch verloren hätte, wäre er nicht einer von uns gewesen!“ – „Und daß er sich mit Tränen für seine Niederlage entschuldigte, zeigt doch, daß er auch noch den Bürgerrechtlern haushoch überlegen ist!“ Was ist mit Manuela Maske? „Ob die Hillu von der Oder und Trainer Wolke ihn auch 1997 noch im Ruder halten können, bezweifel ick!“

Jemand erinnerte an Henrys erstes „Spiegel-TV“-Interview 1990 – wo er auf die Frage „Wollen Sie Profi werden?“ geantwortet hatte: „Ja, aber ich weiß, was das bedeutet: Die wollen mit mir nur Profit machen!“

Damit waren wir schon beim Thema – des 6. „Unternehmer- Stammtisches Oberschöneweide“ in der Gaststätte Zum Stillen Winkel (Firlstraße). Als erstes erklärte Herr Hinze (von SenWirtschaft) die aktuelle Lage in der Wilhelminenhofstraße, die im nächsten Jahr generalrekonstruiert werden soll. Die anliegenden Gewerbetreibenden befürchten das Schlimmste, weil beispielsweise die Arbeiten an der Köpenicker Bahnhofstraße mehr als drei Jahre dauerten, was 60 Prozent der Geschäfte dort „bedrohte“. Die Wilhelminenhofstraße ist darüber hinaus durch die jähe Schließung des AEG- Transformatorenwerks und das Absacken etlicher Wohnhäuser schon „gehandikapt“ und gleichzeitig arg „verkehrsüberlastet“.

Von der Rekonstruktion des Kaiserstegs und zweier geplanter Brücken über den Fluß blieb nur die Tangentialverbindung Ostbrücke von Spindlersfeld zur Wuhlheide. „Demnächst schließen die Deutsche und die Dresdner Bank ihre Filialen in der Wilhelminenhofstraße – das ist kein gutes Zeichen“, meinte Manfred Munk, Immobilienverwalter, „Hollywood“-Wirt und Honighändler, im Nebenberuf noch Patententwickler.

Herr Walk (von SenBau) redete den Unternehmern erst die Verkehrsberuhigung der Wilhelminenhofstraße mit Nichtmachbarkeit aus und dann auch noch eine 2 bis 3 Millionen Mark teure Ampelanlage an der Firlstraße: „Ein Zebrastreifen tut's vielleicht auch?“ Ungelöst blieb das Problem der nicht mehr benötigten Industriebahn, deren Gleise neben denen der Straßenbahn verlaufen: Ein älterer Spediteur erinnerte daran, daß früher die Straßenbahn dort den Gütertransport erledigt habe – was heute ja vielleicht wieder eine Lösung sein könnte. Die Köpenicker PDS- Abgeordnete Minka Dott referierte kurz eine unbefriedigende Antwort des Senats auf eine kleine Anfrage zur „Planungssicherheit“ für die Oberschöneweider.

Der Bezirksbürgermeister Dr. Ulbricht war entsetzt, als er hörte, daß für die Gastronomie im VHS-Gebäude Altes Rathaus ausgerechnet der Betreiber des Müggelturms in Frage komme. Der Leiter des Wirtschaftsamtes, Herr Sander, gab zu bedenken, daß es in der Wilhelminenhofstraße mehrere Planungs-„Philosophien“ nebeneinander gebe. Dann drängte der Autohändler Peter Kincic langsam zur Diskussion der Vereinsstatuten des Stammtischs.

Der anwesende PDS-Bundestagsabgeordnete Hanns-Peter Hartmann, wohnhaft an der Wilhelminenhofstraße, meinte zu mir, er unterstütze jetzt auch die Gewerbetreibenden aktiv: Gerade habe das BKA zum Beispiel eine Sicherheitskontrolle seiner Wohnung durchgeführt und nun müsse er schußsichere Türen und Fenster einbauen sowie einen sprengstoffsicheren Spezialbriefkasten haben. Ferner brauche er einen direkten Nottelefonanschluß sowie einen Lichtschalter, mit dem man von der Wohnung aus die Flurbeleuchtung anknipsen könne. Jedem MdB stünden dafür 36.000 Mark zur Verfügung, die er zwar nicht voll auszuschöpfen gedenke, „aber immerhin“. Helmut Höge

wird fortgesetzt