Wirtschaft stabil schrumpfend

■ Industrie sackt ab, Handel pfeift auf dem letzten Loch

In Berlin gebe es leichte Anzeichen für eine allmähliche Stabilisierung der Wirtschaftstätigkeit, meint Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU). Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen habe sich unter anderem wegen der deutlich verlangsamten Lohnsteigerungen erhöht, heißt es im Bericht zur wirtschaftlichen Lage für das dritte Quartal 1996.

Es handelt sich dabei nur um einen Hauch von Erholung, denn tatsächlich sinken Auftragseingänge und Produktion der Industrie weiter. Der Rückgang fällt jedoch geringer aus als in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres.

Auch die Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe geht weiter zurück. Rund 16.000 Menschen weniger arbeiteten im September in den Fabrikhallen als ein Jahr zuvor. Nach Angaben des Senats stellt die Industrie noch 132.000 Arbeitsplätze zur Verfügung. 1990 waren es knapp 400.000 Jobs.

Auch die Bauwirtschaft speckt weiter ab. Die Auftragseingänge gingen von Juli bis September deutlich zurück, die Firmen mußten ihre Bauleistung verringern. Nicht besser geht es dem Einzelhandel: Die Umsätze liegen preisbereinigt unter dem Stand vom Vorjahr. Die Schrumpfung fällt aber weniger stark aus als im ersten Halbjahr 1996. Zurückgeführt wird die Misere im wesentlichen auf die sinkenden Verbrauchereinkommen und den Kaufkraftabfluß ins Umland.

Die Zahl der Arbeitslosen ging im Oktober leicht auf 233.900 zurück. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 15,1 Prozent. Berlin hat damit mehr Arbeitslose als Sachsen (14,5 Prozent). Bundesweit sind durchschnittlich 11,2 Prozent der arbeitsuchenden Menschen offiziell ohne ausreichende Beschäftigung. Hannes Koch