Jedem Kind sein Handy

■ Daimler-Tochter debitel expandiert und setzt auf sinkende Mobilfunk-Tarife

Stuttgart (taz) – Die Handy- Träger in Deutschland werden jünger. Das jedenfalls registriert der drittgrößte Telefondienste-Anbieter in Deutschland, die debitel. „In Zukunft“, glaubt Vorsitzender Joachim Dreyer, „wird es normal sein, daß Kinder ein Mobiltelefon mit in die Schule nehmen.“ Allein zu debitel kamen 1996 europaweit mehr als eine halbe Million neue Kunden, die meisten in Deutschland. Bis zum Jahrtausendwechsel schätzt Dreyer, daß 20 Millionen Menschen hierzulande ein Handy besitzen werden. Ihr Durchschnittsalter von heute etwa 40 Jahren wird sinken.

Der Wunsch nach dem Statussymbol Handy läßt allerdings viele einen Vertrag unterschreiben, den sie anschließend nicht bezahlen können. Dreyer räumte ein, daß nach Werbeaktionen der debitel bis zu 15 Prozent der neuen Kunden wieder aus dem Vertrag entlassen werden müßten. Dabei werden die Grundtarife für das mobile Telefonieren billiger und sinken laut Dreyer auch in Zukunft. Doch weil mit Abschluß der Vertrages die Geräte nahezu verschenkt werden, rentiert sich für die Telefongesellschaften ein neuer Kunde erst nach zwei Jahren. So lange bleiben nicht alle dabei.

Das ärgert allerdings Gesellschaften wie debitel – an der Gewinnlage ändert es nicht viel. Das Tochterunternehmen von Daimler-Benz und der Metro AG gehört zu den rentabelsten Sparten des Daimlers-Konzerns. Die von Daimler-Chef Jürgen Schrempp geforderte Jahresrendite von zwölf Prozent „erreicht debitel locker“, sagt Dreyer.

In fünf Jahren schuf debitel am Hauptsitz Stuttgart und in Ettlingen (Baden) rund 800 neue Arbeitsplätze, mehr als jedes andere Unternehmen in Baden-Württemberg. Nächstes Jahr eröffnet Dreyer in Saarbrücken ein „Call Center“ mit etwa 150 Mitarbeitern, die die Kunden telefonisch beraten. „Unsere Mitarbeiter“ schwärmt Dreyer, „sind jung, belastungsfähig und arbeiten mehr als 40 Stunden.“ Philip Maußhardt